Der Lerneffekt nach Fehlern bleibt aus

André Schubert hat bei seinem Amtsantritt ein Credo gepredigt: Mut zu Fehlern, denn sie werden geschehen. Kein Zweifel, niemand ist perfekt. Das darf jedoch nicht die einfache Entschuldigung nach Niederlagen sein. Es heißt nämlich auch, dass man aus Fehlern lernen soll. Nach dem Spiel gegen den FC Ingolstadt hatte man das Gefühl, dass sich die Mannschaft gefunden hat. Eine Woche später erlebt man erneut wie die Defensive in seine Einzelteile zerfällt. Schubert muss sich nach seiner Vertragsverlängerung Kritik gefallen lassen.

Nach der starken Vorstellung in der Champions League gegen den FC Barcelona waren die Kräfte natürlich begrenzt. Die zusätzlich gelaufenen Kilometer und die hohe Konzentration bei einem intensiven Spiel haben an der Fitness der Spieler genagt. Das ist auch verständlich nach drei englischen Wochen. Sinn und Zweck der Rotation war es jedoch genau dem vorzubeugen. In der Frühphase der Saison hatten einige ihre Ruhepausen, auch wenn die Verletzungen von Strobl und Raffael die Situation auf Schlüsselpositionen zusätzlich erschwert hat. Spieler wie Vestergaard, Elvedi, Jantschke und Dahoud hatten ihre Pausen.

Zähe erste Halbzeit

Die Schalker standen mit mindestens sieben Spielern in der eigenen Hälfte, um die Angriffspositionen der Fohlen zuzustellen. Wie in den Wochen zuvor lief das Aufbauspiel über den zentralen Innenverteidiger, in diesem Falle Vestergaard. Seine gewohnten langen Bälle konnte er nicht spielen, weil die gegnerische Defensive diesen Raum abgedeckt hatte. Zusätzlich wurde die Dreierkette immer wieder von Choupo-Moting, Schöpf und Embolo angelaufen, sodass sich das Mittelfeld fallen lassen musste um anspielbar zu sein. Dadurch entstand kein Vorteil für die Borussia, weil die Abstände zwischen Sturm und Mittelfeld zu groß wurden. Hazard und Hahn hingen in der Luft – Angriffsversuche wurden umgehend abgebrochen. Ein erneuter Aufbauversuch wurde unternommen. Ohne Fehler im Spiel beider Mannschaften wäre es wohl zu keiner einzigen Torchance gekommen. Es wurden insgesamt drei gefährliche Schüsse auf beide Tore festgestellt.

Umstellung in der Defensive

Die Einwechslung von Stindl zur zweiten Halbzeit war eine nachvollziehbare Entscheidung. Die Lücke zwischen Mittelfeld und Sturm sollte geschlossen werden. Das hat zu Beginn auch sichtlich Erfolg eingebracht. Es wurde deutlich mehr Druck auf die Schalker aufgebaut, die sich nicht mehr zu befreien wussten. Die Borussia zeigte ihre beste Phase im Spiel. Genau in diese Zeit hinein verursachte Traoré einen vertretbaren Elfmeter, der für die glückliche Führung der Gastgeber sorgte. Die Dominanz der Fohlenelf war verschwunden. Ballverluste im eigenen Aufbauspiel wurden direkt bestraft, sodass das Ergebnis auf insgesamt drei Treffer ausgebaut wurde. Die Stabilität der Defensive war nicht mehr vorhanden, auch weil Dahoud und Kramer kein Zugriff mehr auf das Spiel bekamen. Der Endstand zum 0:4 fiel kurz vor Schluss nach einem Fehler von Christensen im Zweikampf gegen Embolo.

Zu viele Fehler gemacht

Das Aufbauspiel von Vestergaard war nicht von Erfolg gekrönt. Die Bindung zum Sturm musste hergestellt werden. Stindl war in diesem Fall die richtige Wahl gewesen. Jedoch hätte man den Dänen auf den Platz lassen sollen. Dieser hatte Embolo in der ersten Hälfte im Griff, der dann nach dem Seitenwechsel gleich zwei mal traf. Schubert hätte sich beim Wechsel auch für einen anderen aus der Dreierkette entscheiden können. Elvedi zeigte in einige Situationen, dass er Schöpf nicht wirklich im Griff hat. Christensen wurde dadurch in die Dreierkette zurückgezogen, sodass nun Kramer und Dahoud die Doppelsechs bildeten. Die Mannschaft war jetzt einen Tick offensiver eingestellt. Auch wenn das Elfmetertor alles ins Rollen gebracht hatte. In der Folge wurden Fehler begangen, wo keine entscheidende Rettungsaktion mehr möglich war. Der FC Schalke bestrafte die Nachlässigkeiten konsequent.

Der Lerneffekt fehlt

Nach der Partie gegen den FC Ingolstadt hatte man den Eindruck, dass die Stabilität in der Defensive gefunden wurde. Wieso Schubert erneut Veränderungen ins eigene Spiel bringen musste, bleibt sein Geheimnis. Eine ähnliche Ausrichtung wie gegen die Schanzer hätte wahrscheinlich ein Unentschieden eingebracht. Nach einer kräftezehrenden Partie gegen den FC Barcelona hätte niemand ein Offensiv-Feuerwerk erwarten können. Außerdem wäre ein langes 0:0 das Druckmittel für den FC Schalke gewesen. Die Verunsicherung wäre gestiegen, sodass der Spielverlauf hätte eine andere Entwicklung nehmen können. Natürlich wollte Schubert das Spiel entscheiden, jedoch muss man auch irgendwann einen Lerneffekt erkennen. Es dürfen keine Experimente mehr gemacht werden. Andererseits muss man auch die Spieler fragen wieso starke Formschwankungen zwischen einzelnen Spielen zu erkennen sind.

Borussia: Sommer – Elvedi, Jantschke, Vestergaard – Johnson, Traoré, Kramer, Christensen, Dahoud – Hahn, Hazard

Tore:
0:1 Choupo-Moting (52.), 0:2 Embolo (56.), 0:3 Goretzka (58.), 0:4 Embolo (84.)

Schubert stellt sich der Kritik

Trainer André Schubert zeigt sich nach der Niederlage auf Schalke selbstkritisch und nimmt Stellung zu vermeintlichen Fehlern.

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