Der Wandel des Weltmeisters

Mit der Rückkehr des Weltmeisters Christoph Kramer war Borussia Mönchengladbach in ganz neue Sphären gestoßen. Ein deutscher Weltmeister am Niederrhein, nicht mehr nur ausgeliehen? Es wurde eine kleine Euphorie entfacht. In der ersten Saisonhälfte machte sich die Ernüchterung breit, weil Kramer nicht wie erhofft in die Fußstapfen von Xhaka treten konnte. Unter Dieter Hecking blüht der Weltmeister wieder auf, weil er sich wieder auf seine Stärken besinnt.

Christoph Kramer war die Überraschung der Saison 2013/14. Innerhalb eines Jahres entwickelte er sich von einem Zweitliga-Spieler zum Weltmeister. Das lag vor allem daran, dass er mit Granit Xhaka eine enorm starke Doppelsechs bildete. Er war der klassische Box-to-Box-Spieler, der in der Offensive das Kombinationsspiel kultivierte und beim Verteidigen die Räume zulief. Xhaka setzte dem Spiel den Stempel auf, während Kramer die unterstützende Rolle im Mittelfeld übernahm. Mit seiner Rückkehr sollte es spannend zu beobachten sein wie sich Kramer entwickelt, wenn ihm Xhaka an seiner Seite fehlt.

Schwierigkeiten im Spielaufbau

Kramer war nie so wirklich bei der Borussia angekommen, trotz nur eines Jahres der Abstinenz. Die Schwächen in der Defensive wurden immer wieder aufgedeckt, wenn das Mittelfeld mit Leichtigkeit überspielt wurde. Die Abwehrkette stand während der Amtszeit von Schubert immer wieder unter großen Druck, weil wahrscheinlich bis zu seiner Entlassung Kramer in eine falsche Rolle gezwängt wurde. Vor allem die schwachen Partien in Freiburg und Manchester bleiben hängen, wo sich Kramer schwere Patzer leistete. Der Weltmeister war nicht in der Lage bei der insgesamt offensiven Ausrichtung einem Spiel Struktur zu verleihen. Dazu fehlt im die Übersicht unter Druck und das Auge für die Spielentwicklung. Somit konzentrierte er sich vor allem auf die einfachen Pässe, um Fehler zu vermeiden.

Die Überforderung von Kramer wurde nach den ersten Partien offensichtlich. Ballverluste auf seiner Positionen werden besonders hart bestraft, sodass das Spiel im Ballbesitz von Kramer immer wieder an Tempo verlor. Es wurde eher ein sicherer Pass gespielt, als den Gegner zu einem Konter einzuladen. Vor allem im späteren Verlauf der Hinrunde wurde dies zu einem echten Problem, wenn man auf positive Resultate angewiesen war. Dahoud hatte in dieser Zeit keinen leichten Stand, weil er über die Defensive keine Absicherung für sein Kreativspiel bekam. Ballverluste wurden umgehend bestraft und somit das Offensivspiel vom Deutsch-Syrer gehemmt. Eine klare frühzeitige Rollenverteilung hätte hier wohl Abhilfe geschaffen.

Kramer findet seine Position

Dieter Hecking veränderte innerhalb weniger Wochen das Gesicht der Borussia. Die Laufleistung stieg deutlich an, immerhin lief die Mannschaft in zwei Partien jeweils um die 120 Kilometer. Die Einsatzbereitschaft in Form von Zweikämpfen wurde intensiviert. Kramer blüht wieder auf, weil er über den Kampf zu seiner alten Spielstärke zurückfindet. Beim Verteidigen werden die Bälle nicht mehr aufgegeben: er läuft in die Räume, sucht den Körperkontakt und ist an vielen klärenden Aktionen beteiligt. Im Ballbesitz stellt er die Absicherung im Mittelfeld dar, was nun Dahoud zugutekommt. Kramer ordnet das Spiel aus einer zu zurückgezogenen Position im Mittelfeld heraus, und übernimmt in Ansätzen die Rolle des abgewanderten Xhaka.

Ein Vergleich mit Xhaka bleibt weiterhin unangebracht, weil sich die beiden grundlegend unterscheiden. Kramer entwickelt sich nicht mehr zu einem Kreativspieler, der in der Lage ist regelmäßig einen genialen Lupfer auf Raffael zu spielen. Seine technischen Fähigkeiten und Ruhe im Passspiel reichen jedoch aus, um der Mannschaft eine defensive Stabilität zu verleihen. Er bestreitet inzwischen viele wichtige Zweikämpfe, wenn der Gegner im Begriff ist umzuschalten. Bemerkenswert, dass Kramer über eine Neuinterpretation von Xhakas Spielweise zu seiner alten Stärke zurückfindet. Damit ist er aktuell ein wichtiger Pfeiler im System von Dieter Hecking.

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