Die eigene Jugendarbeit gerät ins Stocken

Mit Stolz blickt die Borussia auf die eigene Jugendarbeit, die in der Vergangenheit so manches Talent hervorgebracht hat. Zuletzt war es Mo Dahoud, der verschiedene Altersklassen im Verein durchschritten hat. Ihm gelang der Durchbruch in der Bundesliga, es ist das letzte Eigengewächs, dass das behaupten kann. Unter Trainer André Schubert avancierte er ab der Saison 2015/16 zu einem europaweit gefragten Talent. Es deutet aktuell wenig daraufhin, dass in der nach dieser Saison auch in der kommenden ein Talent aus dem eigenen Jugendbereich den Sprung zu den Profis packen könnte. Woran könnte das liegen?

Die erfolgreiche Jugendarbeit beginnt mit dem Amtsantritt von Max Eberl, der ein treffendes Konzept für den Verein entwickelt. Borussia Mönchengladbach soll die Philosophie der Fohlenelf wiederentdecken. Tony Jantschke, Patrick Herrmann und Marc-André ter Stegen sind die ersten geernteten Früchte der Jugendarbeit. Danach folgt noch Julian Korb und mit Einschränkungen könnten auch noch Marvin Schulz, als auch Amin Younes genannt werden. Einer hat aufgrund von Verletzungen den Anschluss verloren, während der andere seine Chance bei Ajax Amsterdam gesucht hat. Ba-Muaka Simakala ist das letzte Eigengewächs, das Bundesliga-Minuten sammeln konnte. So überraschend sein Einsatz war, so überraschend landete er bei der 2. Mannschaft schnell wieder auf der Auswechselbank.

In den letzten Jahren haben einige Jugendspieler Hoffnungen geweckt, es waren aber meist solche, die aus den Clubs in Europa zur Borussia gewechselt waren. Diese Transfers waren zuletzt deutlich mehr von Erfolg gekrönt als die eigene Jugendarbeit im Verein. Nachwuchsleiter Roland Virkus wird wahrscheinlich vorhergesehen haben, dass das Potenzial der eigenen Jugendspielern maximal ausreichend ist, im Umkehrschluss sollte schleunigst daran gearbeitet werden diesen Zustand zu verbessern. Die Investitionen der letzten Jahre in den eigenen Nachwuchs sollten sich als lohnenswert erweisen und Früchte tragen. Es muss das Ziel bleiben möglichst viele qualitativ-hochwertige Jugendspieler an das Bundesliga-Niveau heranzuführen.

Der Markt für Talente ist überhitzt

Keine Frage, der Markt um Fußballtalente ist überhitzt. Alleine auf dem deutschen Talent-Markt ist die Konkurrenzsituation enorm. Borussia Mönchengladbach versucht sich vor allem auf Talente in der Region zu konzentrieren, glücklicherweise können Vereine wie Alemannia Aachen oder Fortuna Düsseldorf längst nicht mehr beim Bieten mithalten. Sie haben zudem kaum noch Argumente Jugendspieler langfristig an den Verein zu binden, wie zum Beispiel die Ligazugehörigkeit. Dennoch sorgt das in Mönchengladbach nicht für Entspannung, die nationale Konkurrenz um RB Leipzig, der TSG Hoffenheim oder Bayer Leverkusen schläft nicht und umwirbt junge Spieler frühzeitig mit attraktiven Gehältern und einer hochwertigen Ausbildung.

Max Eberl hatte vor einiger Zeit darauf hingedeutet, dass Borussia bei Talenten zuschlagen muss, noch bevor sie von großen Clubs in Deutschland bzw. Europa ins Visier geraten. László Bénes, Djibril Sow, Nico Elvedi, Mamadou Doucouré und Mandela Egbo konnten überzeugt werden und kamen als externe Neuzugänge von verschiedenen europäischen Vereinen zur Borussia, die alle ihre eigene Geschichte schreiben. Während Doucouré das erste mal in seiner Karriere langfristig verletzt ist, konnte sich Elvedi durchsetzen, während sich Sow und Bénes in Geduld üben müssen. Es deutet sich immerhin an, dass letzterer der nächste sein könnte, der den Durchbruch packt. Ein „klassisches“ Eigengewächs wäre er jedoch nicht.

Enttäuschender Jahrgang

Bei einem Blick auf die 2. Mannschaft fällt auf, dass der Jahrgang ’97 der A-Junioren nicht mal das Niveau für die Regionalliga erreicht hat. Während Simakala noch Bundesligaluft schnuppern durfte, reichte es bei dem Rest maximal zu Kurzeinsätzen in der vierthöchsten Spielklasse. Im kommenden Sommer wird sich dieser Jahrgang mit ziemlicher Sicherheit geschlossen verabschieden müssen, genauso wie einige Leistungsträger des U23-Kaders. Nico Brandenburger und Bilal Sezer, mit Profiverträgen ausgestattet, werden die Borussia höchstwahrscheinlich verlassen. Ein weiteres Indiz dafür, dass die eigene Jugendarbeit in den letzten Jahren ein Stück weit hinter den Erwartungen geblieben ist. Ein Umbruch bahnt sich an, mit insgesamt 17 auslaufenden Verträgen für den kommenden Sommer ist dies unausweichlich – ein Abschied auch mit einigen Hoffnungsträgern.

Der Umbruch könnte eine Chance für den nächsten Jahrgang darstellen, der die 2. Mannschaft zur kommenden Saison verstärken wird. Florian Schikowski, Mika Hanraths und Marcel Benger sind die unangefochtenen Stammkräfte in der A-Junioren-Bundesliga. Zudem machen Mirza Mustafic und Florian Mayer auf sich aufmerksam. All diese Jugendspieler haben etwas gemeinsam: sie waren bis vor kurzem bei einem anderen Verein unter Vertrag. Hierbei ist Schikowski ausgenommen, der immerhin seit fünf Jahren für die Borussia die Fußballschuhe schnürt. Es wäre erfreulich, wenn nur eines der Talente den Sprung in die Fußball-Bundesliga packt. Die Jugendarbeit könnte sich endlich wieder auszeichnen, sollte der Jahrgang jedoch auch schwächeln, sollte dringen gehandelt werden. Im Sinne der eigenen Philosophie, die der Fohlenelf, sollte weiterhin auf ein erfolgreiches Ausbilden von jungen Spielern gesetzt werden.

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