Die fehlende Selbstkritik des Trainers

Im Interview mit der Rheinischen Post ordnet Dieter Hecking die bisherige Saison ein. Dabei klingen seine Worte wie eine Abrechnung, in der er versucht alle Widrigkeiten in der Saison zu erklären. Dabei lässt er Entscheidendes offen, bzw. scheint diese Kritik an sich gar nicht wahrzunehmen.

Dieter Hecking hat derzeit nicht die Möglichkeiten, um den Fußball spielen zu lassen, den er sich vorstellt. Das was seit Monaten offensichtlich war, das wurde nun von offizieller Seite bestätigt. Der Trainer klingt beinahe hilflos, als hätte er das Beste aus einem Kader rausholen müssen, der überhaupt nicht zu seiner Vision passt. Immerhin habe Max Eberl den Kader jahrelang auf ein 4-4-2 mit spielenden Stürmern ausgerichtet. In Anbetracht der Eingeständnisse des Sportdirektors im Aktuellen Sportstudio scheint intern ein Konsens darüber zu bestehen, wo neben den Ausfällen die Hauptursache für die wackelige Saison liegt: in der Kaderzusammenstellung. Offenbar gibt es Ideen neue Spielertypen an den Niederrhein zu lotsen, wenn es die finanziellen Möglichkeiten zulassen. Die Borussia möchte anscheinend nicht mehr so leicht auszurechnen sein.

Der Trainer macht keine (elementaren) Fehler

Aus der Sicht von Dieter Hecking bräuchte es demnach nur eine Generalüberholung des Kaders, und eine verbesserte Arbeit der medizinischen Abteilung, und schon käme der Erfolg zurück. Diese Rechnung ist denkbar einfach, und das macht sie so unglaubwürdig. Der Trainer betrachtet seine eigene Arbeit als nahezu fehlerfrei, immerhin habe er keine elementaren Fehler begangen. Er nennt einzig die Chancenverwertung, die er hätte verbessern müssen. Er muss auch nicht hart mit sich ins Gericht gehen, wenn er voll im Soll ist: das ausgerufene Ziel vor der Saison ist derzeit erreicht, also besser als Platz 9 zu sein. Die schwierigen Umstände in dieser Saison geben ihm dabei ebenfalls recht. Er erklärt vieles nachvollziehbar bis tief ins Detail, dennoch lässt er sich bei einem Thema kaum in die Karten blicken: bei der taktischen Marschrichtung, also wie er das Beste aus dem Team herausgeholt hat.

In Wolfsburg war er gescheitert, weil er keine effektive taktische Lösung im eigenen Ballbesitz entwickeln konnte. Es bereitete ihm nicht nur Probleme einen Kevin de Bruyne zu ersetzen, sondern auch einen spielenden Stürmer wie Max Kruse optimal einzusetzen. Eigentlich müssten im Verein die Alarmglocken schrillen, denn der Trainer scheint dermaßen unflexibel zu sein, dass er das spielerische Niveau opfert, um das Minimalziel zu erreichen. Auch wenn er angibt das Beste herauszuholen, klingt es wie eine indirekte Kritik am Kader. Eine passende Spielidee für das 4-4-2 mit spielenden Stürmern zu entwickeln, das war ihm wohl nicht in den Kopf gegangen. Im Sommer scheint Max Eberl bereit zu sein entscheidende Änderungen am Kader vorzunehmen, um die Vision des Trainers zu  verwirklichen.

Die Gefahr mit dem zugeschnittenen Kader

Bei den Transfers wird wohl abgewartet werden. Bei möglichen Abgängen soll möglichst groß abkassiert werden, bestenfalls Anfang August wenn der englische Markt überhitzt. Dies lässt auch darauf schließen, dass Dieter Hecking über den Sommer hinaus Trainer bleiben wird. Er könnte einen Kader zur Verfügung gestellt bekommen, der seinen Vorstellungen mindestens nahe kommt. Das was aber passieren könnte, wenn der Trainer weiterhin in seinen Möglichkeiten beschränkt bleibt: er würde das Beste herausholen. Diese fehlende Flexibilität, und die damit einhergehenden spielerischen Mängel sind demnach die größten Kritikpunkte, die der Trainer leider nicht zu erkennen scheint. Denn falls eine weitere wackelige Saison gespielt wird, dann könnte es richtig ungemütlich werden. Das ist weder ihm, noch dem Verein zu wünschen.

Hier geht es zum erwähnten Interview: „Hecking-raus-Rufe sind schon schwere Kost“.

2 Kommentare Die fehlende Selbstkritik des Trainers

  1. Lucien Favre

    wer arbeitet nicht alles bei uns: Eberl,Heimeroth,Korell,Hausweiler,van Lent,Kamps,Neuville und was haben sie alle gemeinsam? Der Kölsche Klüngel hat längst bei uns Einzug gehalten.Schulterklopfer,Kumpels und vor allem allesamt keine Experten auf ihrem Gebiet.Das erzeugt zwangsläufig Stillstand und der führt bekanntermaßen zum Rückschritt.Eberl hat den Zustand seiner alternden und verletzungsanfälligen Spieler(Johnson,Wendt,Traore,Raffael) völlig falsch eingeschätzt und ihre Verträge samt und sonders verlängert,anstatt die wichtigen Positionen neu zu besetzen.Dazu kommen Kaderfehleinschätzungen(wer geht schon mit einem Linksverteidiger in eine Saison…) und haarsträubende Fehleinkäufe(Drmic,Bobadilla,Kolo,Hofmann,Strobl…).Der Burussen.Fan weiß sehr wohl,über welche finanziellen Möglichkeiten Bayern,Schalke,Dortmund,Leipzig,Leverkusen oder Wolfsburg(welche übrigens sportlich von Hecking runtergewirtschaftet wurden) verfügen und kann das sehr wohl einschätzen,aber ein richtig guters Spiel(in Hoffenheim) in einer ganzen Saison,die zweitmeisten Gegentore ligaweit und Augenhöhe mit Mannschaften wie Hannover,Hertha,VFB oder Augsburg,das versteht der Fan zurecht nicht.Aber es wird weitergewurstelt,anstatt an den richtigen Stellschrauben zu drehen und wenn Hecking dann spätestens im kommenden Winter endgültig fertig hat,steht mit Weinzierl ja bereits der nächste Trainer-Kracher und Eberl-Kumpel im Wartestand…Quo Vadis Borussia

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  2. h- kreusch

    Vielleicht sollten die Vereinsoberen mal darüber nachdenken ob es nicht sinnvoll ist durch neue Impulse den Trainer und den Manager welcher wie mein vorheriger Kommentator Lucien Favre bereits treffend beschrieben hat, eklatante Fehler in der Kaderplanung zu verantworten hat und an einem unfähigen Trainer welcher nicht in der Lage ist ein Spielkonzept zu entwickeln (siehe Wolfsburg) festhält, beide frei zu stellen und mit neuen kreativem Führungspersonal in die neue Saison zu gehen um wieder um die El- plätze mit spielen zu können

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