Die Renaissance der Fohlenelf

Der Verein ist aufgrund seiner Historie in den Siebzigern ein Begriff – im In- und Ausland. Natürlich kennt man Günter Netzer, Jupp Heynckes oder Rainer Bonhof. Die Fohlenelf galoppierte durch Europa und sorgte für einige unvergessliche Momente. Man gewinnt zwei mal den UEFA Cup. Wichtige Spieler verließen damals wie heute den Verein. Wer hätte gedacht, dass Borussia Mönchengladbach nach knapp 40 Jahren wieder in einer ähnlichen Situation steckt? Die letzten Erfolge in Europa kommen u.a. durch eine wiederentdeckte Philosophie zustande.

Nach den Duellen gegen FC Villarreal und dem FC Sevilla hat sich Borussia den Respekt erarbeitet, den man verdient. Die Spanier kennen die Qualität der Fohlenelf. Nach der Auslosung zur Gruppenphase der Champions League wird man sich beim FC Barcelona nicht unbedingt über den Gruppengegner Borussia Mönchengladbach gefreut haben. Pep Guardiola, der Neu-Trainer von Manchester City weiß aus den Duellen in der Bundesliga nur zu gut wie schwer Gladbach zu besiegen ist. Auch Juventus Turin, der Rekordmeister aus Italien, war in den letzten Duellen von der Leistungsfähigkeit der Fohlenelf beeindruckt.

Innerhalb von fünf Jahren vom Fast-Abstieg zum Spitzenclub

Seit dem Klassenerhalt über die Relegation gegen den VfL Bochum ist der Verein im Aufwind. Der Ausgleich durch Marco Reus liegt gerade einmal fünf Jahre zurück. Damals noch im Abstiegskampf, jetzt in der Champions League. Hätte man noch unter Michael Frontzeck so eine Entwicklung vorhergesagt, wäre man verrückt erklärt worden. Erst mit Lucien Favre kam der Erfolg, der sich mit André Schubert als Trainer fortsetzt. Die einzige Konstante während der ganzen Zeit ist Max Eberl. Seit 2005 ist er als Funktionär im Verein tätig. Zunächst als Nachwuchskoordinator, später übernimmt er den Posten des Sportdirektors. Heute zählt er in der Bundesliga zu den Besten seines Fachs.

Ruhe kehrt ein

Nach Abstiegen, Abstiegskampf und etlichen Trainerentlassungen sehnten sich die Fans nach einer ruhigen Saison. Mit dem Amtsantritt von Max Eberl wurde das Kaufhaus des Westens geschlossen. Den Gesprächen mit der Presse wurde ein Riegel vorgesetzt. Interna des Vereins werden nicht mehr an die Medien getragen. Umgekehrt lässt man sich von künstlich erzeugter Unruhe nicht beeindrucken. Gerüchte zu Spielern werden erst dann kommentiert, wenn der Transfer vor dem Abschluss steht. Die Mitarbeiter im Verein konzentrieren sich jetzt vor allem auf eines: auf die Arbeit im Verein.

Förderung der Jugend

Mit der Philosophie der Fohlenelf wird auf die eigene Jugend gesetzt. Marko Marin, Tony Jantschke, Marc-André ter Stegen, Patrick Herrmann, Julian Korb und Mahmoud Dahoud sind Spieler, die über die Jugendmannschaften der Borussia den Sprung in die Bundesliga geschafft haben. Zudem verspricht man jungen Spielern eine Perspektive bevor sie zur Borussia wechseln. Marco Reus, Roman Neustädter und Granit Xhaka kann man in diesem Zusammenhang vor allem nennen. Die Talente dürfen sich ohne Druck entwickeln und mit Leistung zurückzahlen. Heute ist einer Torhüter beim FC Barcelona, ein anderer ist bei den Fans zum Fußballgott aufgestiegen. Borussia Mönchengladbach ist nicht der Nabel der Welt – dem ist man sich bewusst. Starke Spieler werden den Verein wieder verlassen. Das gehört aber zum Konzept.

Intelligente Kaderzusammenstellung

Unüberlegte Entscheidungen gehören der Vergangenheit an. Max Eberl steht für Kontinuität. Es wird nicht in Tagen, Wochen oder Monaten gedacht. Bei Borussia wird über Jahre geplant. Der Kader erhält eine klare Struktur. Auf Spielerabgänge wird frühzeitig reagiert, Vertragsverlängerungen werden in Ruhe ausgehandelt. Verpflichtungen werden meist schon im Frühjahr vorbereitet. Erfahrene Spieler, aufstrebende Talente und gestandene Profis ergeben die perfekte Mischung im Kader – jeder wird gebraucht. Viele Experten schätzen den Kader so stark ein, dass ein Erreichen der Plätze für die Champions League realistisch ist. Jedoch übt man sich bei Borussia in Bescheidenheit. Ein einstelliger Platz ist das Saisonziel. Das tragen Spieler, Trainer, einfach alle Mitarbeiter im Verein mit. Man hat nicht vergessen woher man kommt.

Die Fohlenelf ist wieder da

Das sind die Säulen, die den Verein zum Erfolg geführt haben: Bescheidenheit, Kontinuität und Ruhe. Die höheren Einnahmen sind nur einer der vielen Nebeneffekte, die sich aus der Philosophie des Vereins ergeben haben. Borussia Mönchengladbach ist wieder die Fohlenelf, die Spielern eine Perspektive bietet. Der Erfolg der letzten Jahre war sicherlich nicht der alleinige Verdienst von Eberl, jedoch ist die Fohlenelf wieder da – sichtbar in Europa!

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