Droht ein düsterer September?

Bei der 0:1-Heimniederlage gegen die Eintracht aus Frankfurt blieb die erwartete Reaktion nach der schwachen zweiten Halbzeit in Augsburg aus. Dennoch bleibt es im Umfeld der Borussia relativ ruhig, obwohl die kommenden Wochen ungleich schwerer werden. Es entsteht der Eindruck, dass die Probleme der Vergangenheit nicht aufgearbeitet wurden, die Mannschaft entwickelt sich gar zurück. Jetzt sollte alles dafür getan werden, dass der Erfolg zurückkehrt, damit Ende September keine Drucksituation entsteht. Europa könnte schnell in die Ferne rücken.

Niko Kovac hat mehrfach bewiesen, dass er die Borussia knacken kann. Die Fohlenelf kam beim Auswärtsspiel der letzten Saison in Frankfurt mit einem blauen Auge davon, weil Yann Sommer überragend parierte. Das Aus im DFB-Pokal-Halbfinale konnte vom Schweizer dann nicht mehr verhindert werden, auch weil die Borussia sich noch schwächer präsentierte. Zuletzt folgte eine Darbietung der Eintracht aus Frankfurt im Borussia Park, bei der konsequent gepresst und hochkonzentriert verteidigt wurde. Innerhalb von 98 Minuten waren sie die bessere Mannschaft, erzielten quasi zwei Tore und nahmen den Angriffe der Fohlenelf jede Durchschlagskraft.

Ideenlos, harmlos, kraflos

Die Elf des ehemaligen kroatischen Nationaltrainers war wesentlich griffiger in den Zweikämpfen, sodass das Kombinationsspiel der Fohlenelf selten zur Geltung kam. Permanent wurde der Weg über die Flügel gesucht, um von dort in den Strafraum zu stoßen. Dies war jedoch kaum von Erfolg gekrönt gewesen, sodass der Ball wie im Handball um den Strafraum herum gespielt wurde. Keiner fand eine zündende Idee um den Abwehrblock der Frankfurter zu durchbrechen, viel mehr wurde auf die individuelle Klasse von Raffael und Thorgan Hazard gesetzt. Christoph Kramer und Denis Zakaria versprühten keinerlei Gefahr aus dem Rückraum, vor allem vom zuletzt erneut nominierten Schweizer Nationalspieler sah man deutlich weniger Dribblings als in den Spielen zuvor.

Einem Taktikfuchs wird es aufgefallen sein: der Erfolg von Niko Kovac liegt vor allem in seiner bevorzugten 3-5-2-Formation, seine Mannschaft setzt es auch noch perfekt um. In den ersten Spielminuten wurden die Innenverteidiger, als auch die zentralen Mittelfeldspieler konsequent angelaufen. Mit einer simplen taktischen Maßnahme wurde das gesamte Zentrum dicht gemacht, sodass viel von den Außenverteidigern im Aufbauspiel abhing, die den Raum aber nicht zu nutzen wussten. Die Eintracht konnte dadurch leicht bei Ballbesitz der Borussia verschieben und das Tempo aus dem Spiel nehmen. Lukas Hradecky im Tor der SGE hatte wahrlich einen ruhigen Tag. Stattdessen wussten die Frankfurter genau wie sie schnell vor das Tor der Fohlenelf kommen, vor allem Sébastien Haller hatte daran einen gewaltigen Anteil.

Taktik schlägt Einzelklasse

Das einzige Tor des Tages fiel letzten Endes wie es sich der Trainer der Frankfurter vorgestellt hatte. Ein zweiter Ball wurde im Strafraum gewonnen, und Kevin-Prince Boateng konnte ohne Bedrängnis die Führung erzielen. Es hätte zu diesem Zeitpunkt schon längst 0:2 stehen können, als Patrick Herrmann eine Flanke von Jetro Willems zuließ, und Christoph Kramer zu weit weg von Mijat Gacinovic stand, und dessen Schuss nicht verhinderte. Bei diesem ging glücklicherweise der im Abseits stehende Boateng mit dem Fuß dazwischen, der Ball wäre ohnehin ins Tor gegangen. Insgesamt sahen in beiden Szenen alle verteidigen Spieler sehr unglücklich aus, einfache Fehler wurden begangen.

Es sollte zu denken geben, dass eine spielerisch limitierte Mannschaft mit einfachen taktischen Mitteln in der Lage ist einen Sieg im Borussia Park zu erringen. Natürlich wurde zu unbeliebten Mitteln gegriffen, aber in 98 Minuten kaum Gefahr zu versprühen, das liegt nicht alleine an einer fiesen Spielweise. Spätestens jetzt muss die Frage gestellt werden: ist Trainer Dieter Hecking in der Lage das Ruder rumzureißen? An eine erschreckend schwache zweite Hälfte in Augsburg, schloss sich eine insgesamt schwache Partie an. Ein Umstellen auf die in der Sommerpause einstudierte Dreierkette brachte auch nicht den erhofften Erfolg, braucht es daher einen nicht vorhandenen Plan C? Ein gefährlicher Fernschuss in über 45 Minuten steht sinnbildlich für die Harmlosigkeit der Borussia, die mehr als je zuvor von Einzelaktionen abhängig ist.

Rücken die Saisonziele in weite Ferne?

Trainer und Mannschaft stehen nun in der Pflicht. Rufe nach einer erneuten Revolution sollten noch nicht zu laut gerufen werden, Dieter Hecking soll die Möglichkeit bekommen den Erfolg zurückzubringen. Eine Maßnahme wäre die Rückkehr zur Philosophie der Fohlenelf: Konter, gepaart mit einem attraktiven Kombinationsspiel. Seitdem die Borussia die Flügel bevorzugt, wird das Spiel vorhersehbar. Zudem rücken Lars Stindl und Raffael in den Hintergrund, die nur noch damit beschäftigt sind Bälle aus der eigenen Hälfte abzuholen und weiterzuleiten. Das ist ein weiteres Symptom für die fehlende Torgefahr aus dem Zentrum heraus. Es entsteht der Anschein, dass Dieter Hecking exakt die gleichen Fehler wie beim VfL Wolfsburg begeht. Die wenigen Befürchtungen vor seiner Einstellung als Trainer scheinen sich leider zu bewahrheiten.

Die kommenden Wochen machen kaum Hoffnung auf eine Trendwende, die Auswärtsspiele werden zu wahren Mammutaufgaben: im Signal Iduna Park ist selten etwas zu holen, auch RB Leipzig präsentiert sich bislang prächtig. Die Defensive wird deutlich mehr geprüft werden als in allen anderen Partien zuvor. Beim Heimspiel gegen den VfB Stuttgart muss schon fast ein Sieg her, ansonsten droht ein düsterer September. An einen goldenen Oktober wäre dann kaum noch zu denken, und Europa würde in weite Ferne rücken. Das sollte allen bewusst sein.

1 Kommentar Droht ein düsterer September?

  1. Harry Kreusch

    Wir bekommen nun das was wir bestellt haben, einen D. Hecking bereits Wolfsburg konnte er nicht Leistungsgerecht einstellen, die Spieler ihr Potenzial nicht abrufen. Wir Fans verfallen nicht in Panik , wir sehen die Realitäten. In den nächsten Wochen, werden wir uns von den gesetzten Saisonzielen verabschieden können, solange wir an dem Trainer- Duo Hecking /Bremser festhalten können wir bereits am Anfang der Saison den Abstiegskampf einläuten. Wir haben kein System gesehen, keinen Kampf, keine Mentalität, keine Emotionen, die Mannschaft geht den Hecking- Weg, welcher an Frontzeck Zeiten erinnert. Die Lösung schnell umsteuern, den Trainer u. sein Stab vor die Türe setzen, es geht hier um den Verein, wer zulange wartet, setzt die Saisonziele aufs Spiel.

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