Fohlen-Offensive ohne Effizienz

Standardsituationen waren in der Vergangenheit ein beliebter Grund, um kurz in die Spiele-Konferenz zu schalten. Eckbälle brachten kaum einen Ertrag, Freistöße schon eher. Diese Schwäche war zu verschmerzen, da mit einem gepflegten Kurzpassspiel genügend Tore erzielt wurden. Lucien Favre formte Borussia Barcelona, André Schubert führte das Offensiv-Pressing ein. Mit Dieter Hecking in der Verantwortung als Trainer hat sich einiges verändert.

Mit Dirk Bremser an seiner Seite wurde der Fokus auf Standards gerückt. Das Ergebnis: vier Tore nach Ecken, zwei nach einem Freistoß und fünf per Elfmeter. Ein Fortschritt, der von vielen sehnlichst herbeigewünscht wurde. Dennoch entsteht in dieser Saison der Eindruck, dass die Borussia davon zu abhängig geworden ist.

Ineffizienz in Person

Thorgan Hazard ist ein begnadeter Techniker, der speziell in dieser Saison große Schwächen im Abschluss offenbart. Es ist eine Mischung aus Pech und mangelnder Ruhe bzw. Präzision, die ihn immer wieder scheitern lassen. Dieter Hecking vertraut ihm, was wichtig und richtig ist. Es entsteht jedoch nach jedem weiteren Fehlversuch mehr und mehr der Eindruck, dass er sein Stürmer-Gen nicht mehr entdecken wird. Immerhin traf er bislang ein einziges Mal aus dem Spiel heraus. Die vier verwandelten Elfmeter schönen seine Tor-Statistik allerhöchstens auf. Er belegt Platz drei in der Torschuss-Statistik mit einem Wert von 19. Kein anderer Spieler in der Bundesliga braucht derartig viele Versuche, um auf fünf Treffer zu kommen.

Die Gesamt-Offensiv-Leistung der Borussia spiegelt sich in den Auftritten des Belgier sehr gut wider. In dieser Saison fehlt es vor allem an Konstanz, auch bei der Chancenverwertung. Eine Ursache könnte darin liegen, dass die eindimensionalen Angriffsversuche über die Flügel inzwischen durchschaut werden. Es bleibt zudem fraglich, ob Raffael als Stürmer, Lars Stindl als Ballverteiler und Thorgan Hazard auf Außen in der Kombination optimal zur Geltung kommen. Die bislang 13 erzielten Treffer aus dem Spiel heraus deuten jedenfalls auf Optimierungspotentiale hin. Vor allem dann, wenn acht dieser Tore aus dem Spiel heraus zustande kamen. Bislang durften sich nur Raffael, Stindl, Johnson und Hazard über herausgespielte Treffer freuen.

Ursachenforschung und Handlungsbedarf

Wer mitgedacht hat, der wird auf eine ganz andere Zahl kommen: 16. Das ist die Anzahl der erzielten Tore, die durch Defensivspieler oder nach einem Standard erzielt wurden. Das muss nicht unbedingt ein Kritikpunkt sein, vor allem torgefährliche Innenverteidiger können von Vorteil sein. Sie erzielen die Treffer nach Ecken bzw. Freistößen, und verteidigen im besten Fall die Führung. Standards können somit zu einer zusätzlichen Waffe werden. Dennoch muss mehr von der Offensive kommen, auch wenn häufiger Ausfälle zu beklagen sind. Die immer wieder auftretenden Verletzungen könnten zumindest erklären, wieso nur vier Angreifer in der Gladbacher Torschützenliste stehen.

In Anbetracht der bisherigen Zahlen ist der langfristige Plan der Borussia zu hinterfragen. Wohin soll sich die Offensive entwickeln? Derzeit ist die immer stärker werdende Abhängigkeit von Standard-Toren zu erkennen. Es lohnt sich in dieser Hinsicht ein Blick in die Vergangenheit des Trainers zu werfen. Es lassen sich bereits Muster aus seinen bisherigen Stationen erkennen. Das ist auch gar nicht weiter schlimm, denn die Situation der Fohlen ist auch nicht dramatisch. Dennoch sollte ein Konzept entwickelt werden, wie die Offensive wieder ins Rollen kommen kann. Eine deutliche Effizienzsteigerung würde schon helfen. Stellvertretend: die Ineffizienz von Thorgan Hazard ist bislang kein großes Problem, kann jedoch zu eines werden. Es liegt in der Hand des Trainers und der Mannschaft.

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