Hinrunden-Rückblick

Mit dem Abschluss der Hinrunde überwintert die Borussia aus Mönchengladbach auf Platz sechs. In einer häufig so gemahnten ausgeglichenen Liga befindet sich die Mannschaft von Dieter Hecking in einer ordentlichen Ausgangslage für die Rückrunde. Das trotz einiger Rückschläge, Enttäuschungen und Verletzungssorgen. Die Fohlenelf galoppierte auf und ab, und die Fans befanden sich in einer Achterbahn der Gefühle.

Es wird früh zu Beginn der Hinrunde von einem Entwicklungsprozess der jungen Mannschaft gesprochen, es sei Geduld gefragt. Bei einem Kader, der sich im Vergleich zur Vorsaison unwesentlich verändert hat. Die Abgänge von Andreas Christensen und Mahmoud Dahoud wurden durchaus kompensiert, die mit zu den Stützen in den vergangenen Jahren gehörten.

Die Suche nach der Konstanz

Die Borussia war wie eine Schachtel Pralinen. Man weiß nie was man bekommt. Das etwas abgewandelte Film-Zitat aus dem preisgekrönten Kino-Hit Forrest Gump passt wie die Faust aufs Auge. Einerseits schwankte die Tagesform der gesamten Mannschaft enorm, andererseits waren häufig deutliche Leistungsgefälle innerhalb einer Partie zu sehen. Auf eine überzeugende Darbietung konnte erschreckende Passivität folgen, von Spieltag zu Spieltag oder innerhalb von 90 Minuten.

Häufig wirkte der Abwehrverbund leicht zerbrechlich, und setzte sich durch Fehler im Spielaufbau zusätzlich unter Druck. Dazu wurde mit einer ausbaufähigen Chancenverwertung kaum für Entlastung gesorgt. Die herben Klatschen im Verlauf der Hinrunde offenbarten diese Schwächen eindrucksvoll. Ohnehin entstand der Eindruck, dass häufiger die gewissen Prozentpunkte fehlten, um die notwendige Konstanz abzurufen. Fehler wiederholten sich, die Mannschaft schien ihr Spiel selten im Griff halten zu können. Die zahlreichen Verletzungen werden ebenfalls ihren Anteil an den Leistungsschwankungen gehabt haben.

Auswärts: optimal, Daheim: nicht so ganz

Kaum zu glauben, aber die Borussia präsentierte sich auswärts stabiler als in ihren Heimspielen. Wenn die Klatsche in Dortmund als Ausrutscher betitelt wird, dann setzte es erst in Wolfsburg die erste Auswärtsniederlage. Die Torgefahr bei Standards und im Umschaltspiel konnte in der Fremde deutlich besser abgerufen werden, als bei tiefstehenden Gegner vor heimischer Kulisse. Durch Freistöße und Ecken wurden wertvolle Punkte eingefahren, auch dank der akribische Arbeit von Co-Trainer Dirk Bremser. Dafür tat sich die Borussia häufig schwer in ihren Heimspielen. Last-Minute-Siege, erkämpftes Unentschieden und sogar eine historische Heim-Niederlage waren dabei, die weit von einem „Fußball-Fest“ entfernt waren.

Die Jungen überraschen, und zeigen es den alten Hasen

Denis Zakaria ist eingeschlagen, und das war nicht unbedingt so zu erwarten. Im Verlauf der Hinrunde steigerte er sich immer mehr, und entwickelte sich zu einem geheimen Führungsspieler. Beweglich bei offensiven Vorstößen, passsicher im Spielaufbau, präsent und robust im Zweikampf. Diese Eigenschaften haben ihn schnell beliebt bei den Fans gemacht. Michael Cuisance fand sich aufgrund diverser Ausfälle deutlich schneller im Bundesliga-Geschäft als er vermutlich gedacht hatte. Mit seinem Spielwitz wusste er zu überzeugen. Ein Fast-Tor und eine Torvorlage gingen auf das Konto des 18-jährigen Franzosen. Keine Frage, den beiden sollte eine großartige Zukunft bevorstehen.

Die etablierten Kräfte hatten dagegen ihre eigenen Probleme, sodass eine ordnende Hand und Führungspersönlichkeit auf dem Platz oft fehlte. Yann Sommer und Raffael befanden sich in einem Formtief. Tony Jantschke fiel durch seine Verletzung länger aus. Jannik Vestergaard und Matthias Ginter suchten ihre eigene Hierarchie in der Innenverteidigung. Lars Stindl war als Dauerläufer zwischen den Linien dermaßen gefragt, dass ihm wenig Luft für anderes übrig blieb. Christoph Kramer war so ziemlich die Überraschung, der immer ein Zeichen zu setzen wusste, und wirklich stets alles in die Waagschale warf. Auch auf Kosten von manch eines Schlages gegen den Kopf.

Fans vs. Fans vs. Verein

Die Konflikte zwischen den Ultras und dem Verein hatten ihren Ursprung bereits in der vergangenen Saison. Eine zerstörte Choreographie, ein fragwürdiger Banner und ein angezettelter Krieg gegen den DFB brachten die Ultras dazu ihre Aktivitäten einzustellen. In der zurückliegenden Hinrunde folgte eine Schmähung der Person Dietmar Hopp, die in Anbetracht des Konstrukts TSG Hoffenheim kritisiert werden darf. Mit den Worten wurde lediglich provoziert, sodass die Vereinsverantwortlichen zu einer Stellungnahme gezwungen waren, und sich verständlicherweise entschuldigten.

Dann die Pfiffe im letzten Bundesliga-Heimspiel des Jahres. Definitiv waren sie deplatziert, jedoch sollte auch darüber nachgedacht werden wie darauf reagiert wird. Event-Fans gehören unlängst zum Borussia Park, genauso wie die Currywurst mit Brötchen. Die Worte von Max Eberl waren ähnlich unüberlegt wie die Pfiffe, da sie aus Emotionen heraus entstanden. Diese Art von „Kritik“ sollte in irgendeiner Form weiterhin möglich bleiben, auch wenn man sich damit auf einem schmalen Grat bewegt. Der Fan sollte bestenfalls ein Gespür dafür entwickelt, wann Pfiffe kontraproduktiv sind, und ab welchen Punkt sie sinnvoll sind – beispielsweise zur Halbzeit.

Fazit

Die Hinrunde der Borussia hatte ihre Höhen und Tiefen, und dennoch wurden respektable 28 Punkte gesammelt. Das bei erheblichen Verletzungssorgen und dem gezwungenen Hineinwerfen von unerfahrenen Talenten, wie Michael Cuisance und Reece Oxford. Das Ziel für die Rückrunde muss es sein die fehlenden Prozentpunkte konstanter abzurufen und sich zu stabilisieren. Dafür braucht es intensive Trainingseinheiten in einer ohnehin kurzen Winterpause. In puncto Fans wird abzuwarten bleiben, ob die Spannungen abnehmen. Es wäre zu wünschen, denn schon länger wird die Einheit der Nordkurve äußerst strapaziert.

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