Krieg dem DFB – die Suche nach dem Verständnis

„Krieg dem DFB“, so war es am letzten Spieltag deutlich auf einem Spruchband in der Nordkurve zu lesen. Ausgangspunkt waren vor langem abgebrochene Gespräche zwischen dem DFB und der Fanszene in Deutschland. Der damalige Streitpunkt: der Einsatz von Pyrotechnik im Stadion. In den letzten Wochen und Monaten wurden außerdem Strafen für Spruchbänder mit Inhalten ausgesprochen, die in der Öffentlichkeit diskutiert wurden.

Zuletzt führten die Sicherheitsmaßnahmen und das Abbrennen von Feuerwerkskörpern des Karlsruher Anhangs rund um das Derby in Stuttgart zu einer hitzigen Debatte, angeführt von Christian Seifert. Das alles soll die Camouflage-Aktion des Dresdner Anhangs ins Rollen gebracht, um vor allen für eines zu sorgen: Aufmerksamkeit. Die genauen Hintergründe werden im Folgenden aufgeklärt.

Militärisches Krisengebiet

Christian Seifert, Vorsitzender Geschäftsführer bei der DFL hatte sich Ende April über die Fankultur in Deutschland ausgelassen. Der Ausschlag: das Schmäh-Plakat, mit dem der TSG-Mäzen Dietmar Hopp persönlich angegriffen wurde. Der Vater wurde u.a. als Nazi, die Mutter als Hure bezeichnet. Der DFL-Vorsitzende hatte dieses Verhalten als asozial und keine kritische Meinungsäußerung bezeichnet. Die Ursache dieser Ausuferung hatte er schnell identifiziert: die Fans in der Kurve, die er als „Totengräber der Fankultur“ benannte. Das Stadion beim Derby zwischen Stuttgart und Karlsruhe erklärte er kurzerhand für ein militärisches Krisengebiet. Das große Polizeiaufgebot, sowie die eingesetzten Hubschrauber könne den meisten Besuchern nicht wirklich erklärt werden. Es entsteht der Eindruck eines entbrannten Krieges, aber wo findet er statt?

In diesem Zusammenhang nimmt die Tendenz zu Kollektivstrafen immer weiter zu, auch wenn Unschuldige mit getroffen werden. Selbst bei Plakaten werden inzwischen zum Teil empfindliche Strafen ausgesprochen, Choreographien unterliegen strengen Auflagen. Das gehört wohl zur neuen Marschrichtung seitens des DFB: mehr Konfrontationen, mehr Polizei, mehr Stadionverbote und vor allem härtere Strafen. Die Jahre haben es gezeigt, diese härtere Gangart wie die Probleme nicht lösen können. Es ist soziale Arbeit gefragt, um Prävention betreiben zu können. Es sollte vor allem eines angestrebt werden: der gemeinschaftliche Dialog zwischen dem DFB und den Fan-Vertretern.

Die Sichtweise der Ultras

Die Fan-Gruppen vieler Vereine in Deutschland wollen, wie schon gesagt, eines: vertrauensvolle Gespräche mit dem DFB. Die Dresdner haben mit dem Erstürmen des Blocks in Karlsruhe ein Zeichen setzen wollen. Der Aufruf zum Krieg wurde bewusst überspitzt formuliert, um zu provozieren. Es gibt einen deutlichen Vorwurf an den DFB und die Vereine, sie würden nur noch nach finanziellen Gesichtspunkten handeln. Gleichzeitig soll der Kontakt zwischen Fans und Vereinen immer weiter abnehmen, es macht sich ein gewisses Desinteresse breit. Während es zu keinem Gespräch kommt, wird weiterhin gezündelt und der andere bestraft. Choreographien werden nur noch im gewünschten Rahmen zugelassen und die freie Meinungsäußerung wird bei Spruchbändern offensichtlich mit den Füßen getreten und bestraft, so weit der Standpunkt der Dresdner Ultras.

Die Ultras stellen sich klar gegen die Entwicklung im Sport, wo Berater immer mehr Macht erlangen und Kommerz die Überhand nimmt. Spieler wechseln beliebig den Verein, ohne jede Identifikation. Vor allem bei RB Leipzig wird dieser Trend ausgemacht, nahezu jede Form der Kritik wird gleich bestraft. Der DFB ist ein Teil dieser Entwicklung, der zu einem Staat im Staat erklärt wird. Es werden eigene Regeln geschaffen, die willkürlich angewendet werden, während eigene Verfehlungen, wie Steuerhinterziehung, unter den Teppich gekehrt werden. Daher kommt die Schlussfolgerung, dass der DFB eine kriminelle Vereinigung sei, die mafiöse Strukturen aufweist. Es lässt einen zumindest nachdenken, wie der DFB die eigenen kriminellen Vorgehensweisen vertuscht.

Mein Kommentar

Ja, setzt euch bitte zusammen. Das bedeutet jedoch nicht, dass es einen Mitspracherecht bei Entscheidungen des DFB zwangsläufig geben muss. Es sollte das Ziel sein zu einem beiderseitigen Respekt zu gelangen, wo klare Regeln formuliert werden. Ein erneutes Scheitern solcher Gespräche sollte jedoch nicht dazu führen, dass von Seiten der Ultras erneut Verbote übergangen werden. Außerdem muss sich der DFB abgewöhnen den schwarzen Peter laufend den Ultras zuzuschieben. Das Thema freie Meinungsäußerung stößt bei mir auf Unverständnis. Beleidigungen und Gewalt haben überhaupt nichts damit zu tun. Wer Personen angreift, der überschreitet eine Grenze. Zudem sollte auch mal an den Verein gedacht werden, der eigentlich im Mittelpunkt des Ganzen stehen sollte. Die Vergehen haben immer wieder zur Folge, dass nicht nur Fans bestraft werden, sondern auch die Vereine selbst. Das wird in der gesamten Diskussion völlig ausgeblendet. Geht es hier also noch um den Verein, oder um Selbstdarstellung?

Der DFB wird die harte Linie so lange fahren bis es ein Ende der Verstösse gibt, so viel steht fest. Es ist auch nicht anzunehmen, dass sich in Gesprächen viel verändern wird, wenn sich nicht an die noch geltenden Regeln gehalten wird. Der Verband zeigt auch, dass es ihm nicht viel daran liegt den Fans insgesamt zu schaden, denn die Abschaffung der Stehplätze steht überhaupt nicht zur Debatte. RB Leipzig ist ein Spezialfall, ähnlich wie die TSG Hoffenheim mit Dietmar Hopp. Kritische Meinungsäußerung wird zugelassen, aber was haben der Aufruf zum Selbstmord, Steinwürfe, Beleidigungen und geschmacklose Vergleiche damit zu tun? Der DFB muss durchgreifen, und verhält sich sicherlich nicht wie ein Staat im Staat, auch wenn die Korruption berechtigterweise Fragen aufwirft. Vergehen im Stadion unterliegen der Stadionordnung bzw. dem Hausrecht des Vereins, die dem Verband unterliegen. Demnach müssen ausgesprochene Strafen vom DFB akzeptiert werden. Ich sehe auch wenig Möglichkeiten Kollektivstrafen zu umgehen, außer die Fanszene öffnet sich.

Schlussfragen

Zum Schluss eine kurze, offene Frage an die Ultras in Mönchengladbach: wieso wird eine solche Thematik nicht offen thematisiert, sodass sich jeder Fan eine differenzierte Meinung bilden kann? Es muss doch möglich sein, dass solche Informationen mitgeteilt werden, anstatt nur darauf zu verweisen, dass man euch im Stadion ansprechen soll. Es ist aus meiner Sicht eure Aufgabe, dass ihr für Transparenz sorgt, um solche Themen allen Fans zugänglich zu machen. Es wäre alles so einfach …

2 Kommentare Krieg dem DFB – die Suche nach dem Verständnis

  1. Johann

    Naja, die Meinungsfreiheit gilt (wenn sie als Grundrecht gegenüber dem Staat überhaupt die DFL bzw. den DFB bindet) in jedem Fall nicht für Beleidigungen („Hure“).

    Antworten

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