Mittendrin im Kader-Puzzle: zunächst verlängern die Leistungsträger

Es liegen ereignisreiche Wochen hinter der Borussia. Das Ausscheiden in der Europa League und im DFB-Pokal schmerzt immer noch, bei einer sonst eher enttäuschenden Saison. Die Chance auf Europa ist dermaßen gering, dass die personellen Entscheidungen der letzten Wochen aufhorchen lassen. Jantschke, Johnson, Sommer, Stindl und Traoré entschieden sich trotz einer möglichen Saison ohne internationalen Wettbewerb den Weg der Borussia längerfristig mitzugehen.

Sie alle verlängerten bis 2021, einzig Johnson ein Jahr weniger. Das unterstreicht den Stellenwert der Borussia in der Liga. Es ist in wenigen Jahren ein hybrider Verein entstanden, der einerseits aufstrebenden Talenten eine Chance gibt sich zu präsentieren, andererseits wird solchen Bundesligaspieler eine Perspektive geboten, die bei größeren Vereinen kaum auf dem Zettel stehen. Sportdirektor Max Eberl hat mit den Vertragsverlängerungen der Kaderstützen ein deutliches Zeichen an die Konkurrenz gesendet.

Der erweiterte Kern

Das hat es selten bei der Borussia gegeben, etliche Leistungsträger scheinen ihre Karriere am Niederrhein beenden zu wollen. Im neuen Jahrzehnt werden viele von ihnen das Alter von 30 Jahren überschritten haben. Der Kern des Kaders für die kommenden Jahre steht, zu dem ebenfalls die Sommer-Neuzugänge Kramer und Vestergaard gehören. Beide haben Verträge bis ins Jahr 2021 unterschrieben, genauso wie Kolodziejczak, der im Winter als Dominguez-Ersatz zur Borussia kam. Der Franzose ist das wohl größte langfristige Fragezeichen im Kader, ein Durchbruch zur kommenden Saison wäre definitiv wünschenswert. Zum erweiteten Kern gehören zudem Hofmann und Strobl, die bis ins Jahr 2020 an den Verein gebunden sind. Sie konnten ihren Wert für die Mannschaft weitestgehend nachweisen, aufgrund von Spieler-Ausfällen standen sie häufiger in der Startelf als ursprünglich geplant.

Natürlich gibt es wie in jedem anderen Verein auch Spieler, die wie Wundertüten erscheinen. Elvedi, Herrmann und Schulz haben eine persönlich eher enttäuschende Saison gespielt, auch weil sie durch Verletzungen immer wieder ausgefallen waren. Eine endgültige Entscheidung über die Zukunft derer zu treffen, wäre in der Sommerpause deutlich zu früh angesetzt. Sie sollten zumindest im Trainingslager die Chance erhalten sich für die kommende Saison anzubieten. Danach können immer noch Gespräche geführt werden, ob ein Verbleib bis 2019 überhaupt noch Sinn macht. Bei Hazard werden mit Sicherheit intensive Gespräche geführt. Raffael fiel immer wieder durch Verletzungen aus, sodass der Belgier der legitime Nachfolger des Brasilianers werden könnte. Die Verträge der beiden laufen noch zwei Jahre. Raffael könnte sich in dieser Zeit immer mehr zurückziehen, während Hazard die Führungsrolle im offensiven Mittelfeld übernimmt. Sippel hat längst für Klarheit gesorgt und seinen Vertrag vor Monaten bis 2019 verlängert.

Die sechs Fragezeichen

Es mögen die Spekulationen beginnen! Drmic, Hahn, Korb und M. Schulz sollten aus verschiedenen Gründen mit der abgelaufenen Saison unzufrieden sein. Sie enttäuschten aus verschiedenen Gründen, dennoch haben sie alle eins gemeinsam: sie kamen auf wenig Spielzeit. Die Zukunft bei einer Personalie ist ziemlich fraglich: es halten sich die Gerüchte, dass Drmic seine Profi-Karriere wird beenden müssen. Hahn wird inzwischen mit Werder Bremen in Verbindung gebracht, auch Klubs aus der Premier League sollen sich bei seinem Berater gemeldet haben. Korb ist seit dem Amtsantritt von Hecking quasi in der Versenkung verschwunden. Schulz kann diese Spielzeit getrost abhaken, Verletzungen haben ihm immer wieder zu Pausen gezwungen. Es musste knapp ein Jahr vergehen bis er wieder in der Regionalliga West durchstarten konnte. Die Verträge laufen von allen noch bis 2018, sodass zumindest von eine geringe Ablöse eingenommen werden kann.

Es ist außerdem noch nicht endgültig geklärt was mit zwei Personalien des Mannschaftsrats geschehen wird: hängt Wendt noch ein, zwei Jahre dran, und wie sieht die Zukunft von Heimeroth aus? Der Vertrag des Oldies läuft Ende Juni aus, angeblich wird ihm ein duales Arbeitsverhältnis angeboten. Einerseits soll er im Management an der Geschäftsstelle arbeiten und für ein weiteres Jahr Trainingspartner von Sommer und Sippel bleiben. Eberl wird mit Sicherheit in den kommenden Wochen für Klarheit sorgen. Bei zwei anderen Personalien ist längst alles klar: Christensen und Dahoud werden den Verein im Sommer verlassen. Aktuell wird intensiv nach den geeigneten Nachfolgern gesucht. Angeblich ist Denis Zakaria von den Young Boys aus Bern in den Fokus der Borussia gerückt. Wer den Platz neben Vestergaard in der Innenverteidigung einnehmen soll, darüber gibt es keinerlei Indizien, zumindest für die Öffentlichkeit.

Die Spitze stärken und die Jugend fördern

Jetzt stellt sich die abschließende Frage: wurden die begangenen Fehler vor der Saison erkannt? Es deutet viel daraufhin. Die neue Hierarchie hat sich offenbar schon gebildet, ansonsten wären die Vertragsverlängerungen gar nicht nachvollziehbar. Die erfahrenen Kräfte im Kader scheinen die Verantwortung übernehmen zu wollen, auch wenn es ein Jahr ohne Europa League gäbe. Das sorgt ebenfalls für Zuversicht, dass die klaffende Lücke im eigenen Spielaufbau entdeckt wurde. Zumindest die Gerüchte um Zakaria oder Laimer lassen darauf schließen, dass nach einem Spielmacher aus der Tiefe gesucht wird, der zudem mit Zweikampfstärke punkten kann. Die Abhängigkeit vom Spielmacher Raffael wurde genauso zur Kenntnis genommen, dies wurde in vielen Phasen ohne den Brasilianer deutlich vorgeführt. Die Verpflichtung von Grifo würde in diesem Zusammenhang Sinn ergeben, der vor allem für die kreativen Momente im Spiel der Freiburger sorgt. Die Baustelle im Abschluss muss noch in Angriff genommen werden.

Der Weg der Borussia wird fortgeführt werden Talente günstig einzukaufen und weiterzuentwickeln. Es hat schon seinen Grund, dass die Garnitur um dem Kern des Kaders bislang nicht genannt wurde. Bénes, Doucouré, Nicolas, Ndenge, Sow und Simakala scharen mit den Hufen, sie sind nicht nur einfaches Beiwerk. Es werden sich natürlich nicht alle durchsetzen können. Bénes und Sow durften schon Duftmarken setzen, bei Doucouré bleibt abzuwarten wie er sich nach seiner langen Leidenszeit zurückmeldet. Ausruhen darf sich jedenfalls niemand, denn noch die noch jüngeren Spieler suchen auch ihre Chance. Der 17-jährige Cuisance vom AS Nancy könnte nicht der einzige bleiben, der in diesem Sommer zur Borussia kommt, um sich über die zweite Mannschaft für die Profis zu empfehlen. In diesem Zusammenhang steht natürlich auch die eigene Jugend im Fokus. Den Innenverteidigern Mayer und Hanraths wird eine große Zukunft vorausgesagt, beide spielten schon für deutsche U-Nationalmannschaften. Außerdem wären Jahn, Mustafic und Schikowski im Blick zu halten.

Die Aussichten

Eines müsste noch unbedingt in den Griff bekommen werden: die Masse an Verletzungen. Die Voraussetzungen für die kommende Saison sehen vielversprechend aus, sofern die Ausfälle nicht überhand nehmen. Das Ziel ist klar: der Kader wird in der Spitze verstärkt werden, um zumindest die Abgänge der jungen Leistungsträger Dahoud und Christensen auffangen zu können. Ob und Was darüberhinaus geschehen wird, das bleibt offen. Des weiteren werden Spieler den Verein verlassen, denen kaum Spielzeit versprochen werden kann. Der Verein weiß die Situation einzuschätzen, Leistungsträger abgeben zu müssen gehört inzwischen zum Alltag. Trotz einer chaotischen Spielzeit wirken der Verein und seine Funktionäre entspannter als die enttäuschende Konkurrenz aus Schalke, Leverkusen und Wolfsburg, die sich weitaus mehr versprochen haben und mit einem deutlich größeren Aderlass zu rechnen haben.

1 Kommentar Mittendrin im Kader-Puzzle: zunächst verlängern die Leistungsträger

  1. Fohlen

    Schön und sachlich zusammengefasst. Und ja, man sollte sich dringend mit dem Thema der vielen Verletzten (vor allem diese andauernden muskulären Probleme!) auseinandersetzen. Unter Favre war Gladbach eine der laufstärksten Mannschaften mit den wenigsten Verletzten – und jetzt? Das muss dringend auf den Prüfstand und Abhilfe geschaffen werden!!

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