Wenn dich das Glück verlässt, was dann?

Der Last-Minute-Sieg über Hannover 96 war rein ergebnistechnisch die Reaktion auf das Debakel in Dortmund. In einer mäßigen Partie gewann letztlich die glücklichere Mannschaft, jedoch ohne fußballerisch zu überzeugen. Die Borussia ist tabellarisch im grünen Bereich, spielerisch jedoch nicht. Dabei stehen einige schwere Prüfungen in den kommenden Wochen erst noch an.

Die Fohlenelf wirkte mit dem Anpfiff der Partie verunsichert. Hannover 96 konnte aus diesem Umstand jedoch kein Kapital schlagen. Martin Harnik setzte einen Fernschuss neben das Tor von Yann Sommer. Die erste Hälfte hatte in der Folge kaum noch Highlights zu bieten. Die Hannoveraner wurden ihrem Ruf gerecht. Die Elf von André Breitenreiter mauerte sich zum siebten 0:0 im siebten Spiel vor der Halbzeitpause. Borussia war nur in einer einzigen Situation wirklich torgefährlich geworden. Lars Stindl setzte einen Schuss knapp neben den Pfosten. Ansonsten waren die Angriffsbemühungen wirklich überschaubar gewesen.

Mehr Druck in Hälfte zwei

Zu Beginn der zweiten Hälfte kam mehr Schwung in die Partie. Thorgan Hazard scheiterte am gegnerischen Torhüter, Lars Stindl bekam frei vor dem Tor keinen Druck hinter den Ball. Nach einem Freistoß traf schließlich Matthias Ginter glücklich zur Führung. Der Innenverteidiger traf den Ball derartig unsauber, dass er gegen die Laufrichtung des Torhüters ins Netz ging. So plötzlich wie die Führung kam, so schnell war sie auch wieder weg. Harnik traf nach einer Ecke per Kopf zum überraschenden Ausgleich. In den darauffolgenden Minuten wurde das Spiel auf beiden Seiten fahriger und unpräziser.

Mit den Einwechslungen von Denis Zakaria und Vincenzo Grifo erhöhte die Borussia nochmal den Druck. Die zwingenden Torchancen blieben jedoch aus, anders sah es bei Hannover aus. Ihlas Bebou kam nach einer Flanke frei zum Schuss, der von Martin Harnik aus kurzer Distanz an die Latte gezimmert wurde. Die Verteidiger standen in dieser Situation überhaupt nicht bei ihren Gegenspielern. Ein Rückstand in der 87. Minute wäre wohl nicht mehr aufgeholt worden. Danach wurde Hannover 96 in den eigenen Strafraum gedrängt. Grifo wurde nach einem sehenswerten Zusammenspiel mit Ginter im Strafraum zu Fall gebracht. Mit Unterstützung des Videoschiedsrichters wurde schließlich auf Elfmeter entschieden, den Hazard in der Nachspielzeit eiskalt verwandelte. Die 96er wollten den Ausgleich erzwingen, wurden aber nicht mehr gefährlich bis der Abpfiff kam.

Kopfsache oder Formsache?

Trotz zwei Heimspielen in Folge verfällt niemand in Euphorie. Die spielerische Klasse der Mannschaft bleibt nach wie vor im Verborgenen. Bälle werden blind nach vorne geschlagen, Laufwege wirken nicht einstudiert. Das fehlende Tempo im Spiel der Borussia lässt dem Gegner genügend Zeit sich zu formieren. Hinzukommt, dass viele Spieler im Kader ihrer Form hinterherlaufen. Raffael war ein Fremdkörper, der ansonsten ein belebendes Element für die Offensive ist. Der Brasilianer kam in 64 Minuten auf gerade einmal 15 Ballkontakte. Auch der ansonsten zuverlässige Fabian Johnson war nahezu unsichtbar. Nur beim Gegentor fiel er dadurch auf, dass er viel zu spät in den Zweikampf kam. Im Endeffekt zeigt niemand seine Normalform.

Der Trainer sah jedenfalls mentale Probleme bei seiner Mannschaft.“Und in der einen oder anderen Situation hat man bei uns gemerkt, dass man ein 1:6 nicht mal eben so wegsteckt.“ Wenn es nur eine Kopfsache war, dann sollte in den kommenden Wochen der Spielwitz zurückkehren. Das erscheint jedoch aussichtslos – die Fohlenelf stagniert seit Wochen, und setzt immer weniger werdende fußballerische Glanzpunkte. Hannover 96 hat sich fast ausschließlich aufs Verteidigen konzentriert, und es der Heimmannschaft sehr leicht gemacht ins Spiel zu finden. Dennoch wurden mindestens 45 Minuten erneut sehr träge vorgetragen.

Die schweren Prüfungen stehen noch an

Die Hannoveraner können kein Gradmesser gewesen sein. Der fünfte Tabellenplatz ist auch durch ein relativ leichtes Auftaktprogramm zustande gekommen. Die Defensive stand bislang sicher, dafür war die Offensive umso schwächer. Die produzierten in dieser Saison erst 17 Torschüsse, Flop-Wert. Derzeit leben sie von der Hochform ihres österreichischen Knipsers. Bis Ende November warten noch der FC Bayern München, Bayer Leverkusen, die TSG Hoffenheim und Hertha BSC Berlin auf die Borussia. Dazwischen muss das Team von Dieter Hecking im DFB-Pokal gegen den Tabellenersten der 2. Bundesliga, der Fortuna aus Düsseldorf, ran. In dieser Phase sollte die Fohlenelf in Bestform sein, ansonsten könnte sich die spielerische Schwäche ebenfalls in der Tabelle widerspiegeln.

4 Kommentare Wenn dich das Glück verlässt, was dann?

  1. Harry Kreusch

    Nochmal unter DH. gibt es keine Weiterentwicklung der Mannschaft eher eine Rückendwicklung, One Touch Situationen kreieren von Torchancen, Tempo findet alles nicht statt. Ballbesitz ja weil die Ideen fehlen. Siehe Wolfsburg auch hier fand eine Rückentwicklung unter DH statt. Der Kader ist gut der Trainer von Vorgestern . Die Ziele können nur erreicht werden , wenn schnellstmöglich DH verabschiedet wird. Raffael längst über dem Zenit ein Fremdkörper gedanklich irgendwo jedoch nicht bei der Sache. Ab auf die Bank, Cuisane rein für Jonson ebenfalls ein Totalausfall, Bobadilla für Raffael rein. Elvedi raus Jantschke rein, evtl. wird es dann etwas besser. Einen jungen Trainer mit Ideen der modern spielen lässt die Jugend fördert. In der Winterpause unbedingt Neuhaus von Fortuna Düsseldorf zurückholen.

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  2. Harry Kreusch

    Im Absatz oben steht niemand zeigt seine Normalform, hierfür ist in erster Linie das Trainerteam verantwortlich. Was übersetzt heißt DH und sein Trainerteam bekommen keine Leistung aus dem qualitativ guten Kader herausgeholt, sind unfähig. Lösung sofort beenden dieses Kapitel, bisher hat er (DH) uns Fans nicht überzeugen können.

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  3. Fitzen

    Ich bin jetzt kein großer Fan von DH, noch weniger war ich einer von Andre Schubert. Aber mir fällt auf, dass es (den Abgang von Lucien Favre noch mitgerechnet), nunmehr 3 Trainer nicht geschafft haben, die Mannschaft (insbes. die Abwehr) in die Spur zu bringen.
    Da sollte einem zu denken geben.
    Das Potenzial von der Mannschaft wird wohl doch überschätzt.

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