Wohin führt dein Weg, Borussia?

Die Jahreshauptversammlung hat Aufschluss über die finanziellen Begebenheiten, die zukünftigen Planungen und die weitere Ausrichtung des Vereins gegeben. Mit Puma als zukünftigen Ausrüster ebnet die Borussia einen Weg in die richtige Richtung. Das bedeutet jedoch nicht, dass die Verantwortlichen bei der Borussia abheben dürfen, in den letzten Jahren wurde zunächst die finanzielle Basis geschaffen. Das Ausbilden von Talenten hat weiterhin die höchste Priorität, um über Verkäufe Einnahmen zu generieren. Mit dem Ziel den sportlichen Erfolg der letzten Jahren im Ansatz zu halten, also die Einstelligkeit.

Borussia Mönchengladbach hat in den letzten Jahren eine Entwicklung genommen, die in dieser Art und Weise nicht für möglich erachtet werden konnte. Nach dem Abwenden des Abstiegs in die 2. Bundesliga über die Relegation wurde die folgende Saison mit einem vierten Platz beendet. Eine Platzierung in der Bundesliga, die für die Borussia lange unerreicht blieb. Trotz der geringen finanziellen Möglichkeiten, dem Rückstand in Infrastruktur und Jugendarbeit wurde aus dem Spielermaterial das Optimum herausgeholt. Marco Reus ragt in dieser Zeit heraus, er ist an insgesamt 30 der 49 geschossenen Toren direkt beteiligt. Borussia Dortmund holte ihn zurück, Eberl musste sich überlegen wie dieser Qualitätsverlust aufgefangen werden könnte. Es wurden kreative Lösungen gefunden, jedoch nicht der neue Marco Reus.

Mit Talenten zum Erfolg

Die Fohlenelf fährt mit der Philosophie junge Spieler weiterzuentwickeln, um über die Einnahmen von Transfers kleinere Schritte vorwärts zu machen. Marc-André ter Stegen, Granit Xhaka und Mo Dahoud wären mit ihrem heutigen Level für die Borussia unerreichbar. Ablösesummen werden selten kommentiert, jedoch sollen inklusive über Nachzahlungen 85 Millionen Euro für die drei ausgebildeten Spieler eingenommen worden sein. Das ist der Weg, den die Borussia gehen muss. Die Bilanz für das Geschäftsjahr 2016 spricht eine deutliche Sprache: ohne die bezahlte Transfersumme vom FC Arsenal für Granit Xhaka wäre der Umsatz auf dem Vorjahresniveau geblieben. Ohne einen lohnenswerten Verkauf von Spielern, die verhältnismäßig günstig zum Verein geholt wurden, steht und fällt der langfristige Erfolg.

In der Pipeline stehen: László Bénes, Djibril Sow und Mamadou Doucouré. Wenn auch nur einer von ihnen den Durchbruch schafft, kann die bezahlte Ablösesumme der anderen mehr als nur kompensiert werden. Das zeigt das hart umkämpfte Fußballgeschäft, nicht jeder kann es schaffen. Bei der Borussia steht die Jugendarbeit im Mittelpunkt, die zuletzt auf dem Prüfstand war. Der Bau eines neuen, größeren Internats deutet daraufhin, dass der Verein die Infrastruktur auf ein konkurrenzfähiges Niveau hieven möchte. Der Markt für Talente ist explodiert, Ablösesummen wirken abstrus, 12-jährige werden viel zu früh aus ihrem Umfeld gerissen und transferiert. Die Borussia muss sich in diesem Markt behaupten und möglichst früh zuschlagen, bevor es die Konkurrenz macht. Dieser Kampf wird erleichtert, weil Image und Einnahmen über den europäischen Wettbewerb Argumente liefern.

Die finanzielle Basis geschaffen

Das langfristige Ziel bleibt die Einstelligkeit, realistisch und zugleich ehrgeizig. Die Champions League finanziert die Weiterentwicklung des Kaders, jedoch steigt der Verein innerhalb von zwei Jahren nicht in neue Spähren auf. Erst jetzt werden attraktive Partner auf die Borussia aufmerksam, zuletzt ZTE und Puma. Speziell der Puma-Deal erscheint als der Schritt in die richtige Richtung, der sich nicht nur finanziell lohnt, sondern auch emotional wirkt. Experten sprechen immer wieder davon: es ist einfacher den Verein auf ein höheres Niveau zu heben, die Kunst ist es jedoch dieses zu halten. Es gib genügend mahnende Beispiele in der Bundesliga, die sich im größten Erfolg sicher gefühlt haben: VfB Stuttgart, Werder Bremen und der Hamburger SV. An einer ähnlichen Schwelle steht die Borussia, die die Situation in der Bundesliga richtig einzuschätzen weiß.

Der Verein entwickelt sich nicht nur sportlich kontinuierlich weiter, sondern auch finanziell. Seit 2011 sind vier Umsatzrekorde aufgestellt worden, ein Eigenkapital von 88 Millionen Euro angesammelt. Zum Vergleich: der FC Bayern verfügt über ein Eigenkapital von circa 424 Millionen Euro, der Hamburger SV von etwa 35 Millionen Euro. Die Borussia hat den Erfolg der letzten Jahre zum Anlass genommen eine stabile finanzielle Basis aufzubauen. Ohne eine Teilnahme an einem europäischen Wettbewerb wäre ein Jahresumsatz um 100 Millionen Euro durchaus realistisch, sofern kein Spieler für teures Geld abgeben wird. Das macht die Abhängigkeit von der Champions League besonders deutlich. Die Diskussion um die finanziellen Abstände zwischen den Top-Mannschaften der Liga und dem Mittelfeld sind nicht aus der Luft gegriffen.

Zwischen Champions League und Abstiegskampf

Dies bedeutet jedoch nicht, dass Fehler begangen werden dürfen. Die Möglichkeiten müssen möglichst optimal genutzt werden, ein Transfer sollte im besten Fall mehr als die Erwartungen übertreffen. Wenn ein Transfer wie von Luuk de Jong nicht einschlägt, dann hat das weitreichende Folgen. Auch wenn es letzten Endes glimpflich ausgegangen ist, das sollte sich möglichst nicht mehr wiederholen. 2012 war die Ablösesumme nicht nur für die Borussia außergewöhnlich hoch, inzwischen wird für einen halbwegs gestandenen Profispieler eine derartige Ablöse verlangt. Zuletzt wurden für Jannik Vestergaard, Christoph Kramer und Josip Drmic ähnliche Beträge bezahlt. Das macht es für Max Eberl bei zukünftigen Planungen ungleich leichter.

Der Verlauf der aktuellen Saison könnte als chaotisch bezeichnet werden. Es ist fraglich wo die Borussia mit Abpfiff des 34. Spieltags stehen wird, denn die Teilnahme an der Europa League ist genauso realistisch wie das Abrutschen auf den Relegationsplatz. Letzten Endes sucht die Borussia ihren Platz in der Liga, der im Optimalfall zwischen den Plätzen fünf bis sieben liegen sollte. Realistisch betrachtet, auch nach dem düsteren Herbst unter André Schubert, wäre ein Platz im gesicherten, oberen Mittelfeld in Ordnung. Alles darunter wäre schon irgendwie eine Enttäuschung und nicht leicht zu erklären. Die Frage lautet nicht nur langfristig, sondern auch kurzfristig: Wohin führt dein Weg, Borussia?

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