Seit dem Umzug in den Borussia-Park wird ein möglicher Verkauf des Stadionnamens immer wieder diskutiert. Die einen kritisieren, dass dem Verein ohne eine solche Vermarktung wichtige Einnahmen entgehen. Die anderen lehnen dies kategorisch ab. Beide Seiten haben ihre berechtigten Standpunkte.
Für die Vermarktung des Stadionnamens spricht, dass Borussia dringend auf zusätzliche Einnahmen angewiesen ist. Wie aus dem von Stefan Stegemann vorgetragenen Finanzbericht der letzten Mitgliederversammlung hervorgeht, hätte es ohne den Last-Minute-Verkauf von Manu Koné ein deutliches bilanzielles Minus gegeben. In der Konsequenz wurde der Etat gekürzt, da sich aus dem laufenden Betrieb heraus keine signifikanten Mehreinnahmen generieren lassen. Hier rächt sich auch die verfehlte Transferpolitik mit kostspieligen Neuzugängen und Vertragsverlängerungen. Um die laufenden Kosten, insbesondere im Falle eines Abstiegs, decken zu können, erscheint der Verkauf des Stadionnamens notwendig. Hinzukommt, dass der Borussia-Park instandgehalten und mit modernster Technik ausgestattet werden muss, um auf lange Sicht profitabel zu bleiben. Die Installation einer neuen Flutlichtanlage rechnet sich perspektivisch, erzeugt aber initial hohe Kosten, die vom Stadionpartner übernommen werden könnten.
Die Fans hätten mitgenommen werden müssen
Kritiker werden dem entgegenhalten, dass die Einnahmen durch den Verkauf des Stadionnamens keinen großen Einfluss auf die finanzielle Gesamtsituation haben werden. Dem steht der Authentizitätsverlust gegenüber, der mit der Stadionumbenennung einhergeht. Denn rückblickend erinnern sich Fans gerne an das Bökelbergstadion zurück – ähnliche nostalgische Erinnerungen wären undenkbar, wenn in den glorreichen Siebzigern im Playmobil-Stadion oder in der Trolli-Arena gespielt worden wäre. Der Bökelberg ist so gesehen eine eigene Marke, die über die Landesgrenzen hinaus bekannt ist. Auf die heutige Zeit übertragen ist auch der Borussia-Park ein feststehender Begriff, mit dem Fans allerorts bestimmte Erinnerungen und Momente verbinden. Eine Umbenennung würde zumindest dafür sorgen, dass ein Stück weit die Identifikation verloren geht. Denn der Verein verknüpft so seine Identität mit der eines Unternehmens. Skandale können Diskussionen auslösen, wie beispielsweise beim VfL Bochum und dem Namensträger des Ruhrstadions, Vonovia. Allein das zeigt schon, dass Fans in solchen Entscheidungen möglichst früh mitgenommen werden sollten.
Ein unnötiger weiterer Unruheherd
Das Fanprojekt und die Fanszene in der Nordkurve haben einen Punkt, wenn sie sich übergangen fühlen. Eine proaktive und transparente Kommunikationsstrategie hätte Borussia dabei geholfen, den öffentlichen Diskurs zu kontrollieren, anstatt es darauf ankommen zu lassen, dass andere dem zuvorkommen. Es ist auch nicht absehbar, dass sich dieser Umstand kurzfristig lösen lässt, wodurch ein weiterer Unruheherd in der ohnehin sportlich prekären Situation geschaffen wurde. Dennoch scheint die finanzielle Situation sich so darzustellen, dass Borussia auf die zusätzlichen Einnahmen durch eine Stadionumbenennung angewiesen ist. Auch das deutet darauf hin, dass in den vergangenen Jahren nicht viel richtig gelaufen sein kann. Immerhin werden nun die Vereinsgremien ernsthaft hinterfragt, auch wenn das viel früher hätte geschehen müssen. Für die kommende Mitgliederversammlung ist bereits abzusehen, dass es viel zu diskutieren geben wird.