Ende des Jahres 2020 hatte Sportdirektor Max Eberl seinen Vertrag vorzeitig bis ins Jahr 2026 verlängert, genauso wie Geschäftsführer Stephan Schippers. Damit sollten die Weichen auf Zukunft gestellt werden. Damals, also vor etwas mehr als einem Jahr wurde von einer grandiosen Lösung für den Verein Borussia Mönchengladbach gesprochen. Inmitten einer Pandemie wurde optimistisch in Aussicht gestellt, dass der Verein wird immer noch wachsen können. Zu diesem Zeitpunkt hätte wohl kaum niemand gedacht, dass die Ära Max Eberl ein zeitnahes Ende wird finden können. Ein analytischer Rückblick auf das was in den vergangenen mehr als 12 Monaten geschehen ist.
Max Eberl kündigte bei der letzten Pressekonferenz des Jahres und vor seiner Auszeit im Januar Vertragsgespräche mit Marco Rose an. Es wirkte wie ein Denkanstoß für den Trainer, der sich kurz nach dieser Pressekonferenz mit Verantwortlichen von Borussia Dortmund getroffen hatte. Trotz einer frühzeitigen Rückkehr in den Borussia Park und vielen Gesprächen musste Max Eberl eine erste Niederlage hinnehmen. Die Zusammenarbeit endete früher als erwartet. Marco Rose entschied sich die Borussia nach bereits zwei Jahren wieder zu verlassen. Der eigene Verein wurde entgegen vieler Bekundungen des Trainers zur Durchgangsstation, zum Frust vieler Fans.
Auslöser Marco Rose
Es folgte eine Niederlagenserie mit der nahezu alles verspielt wurde. Max Eberl hielt entgegen interner Kritik und Druck von außen am Trainer fest. Nach dem Last-Minute-Treffer von Max Kruse war es am letzten Spieltag in Bremen besiegelt: Borussia sollte sogar die Conference League verpassen. Das war die zweite Niederlage für Max Eberl. Das verbissene Festhalten am einem Trainer, der sich nicht zu 100 Prozent mit dem Verein identifiziert hat, hatte sich nicht ausgezahlt. Er hatte sich auch ein Stück weit von Marco Rose täuschen lassen. Die frühzeitige Entlassung von Dieter Hecking um ein neuen Ansatz mit einem neuen Trainer zu gehen, wirkt im Nachhinein wie eine Abkehr von den eigenen Werten. Diese „Glamour“ passte nicht zur Borussia.
Adi Hütter sollte die Arbeit des Vorgängers fortzusetzen, u.a. mit jungen Spielern arbeiten. Max Eberl war ein Coup gelungen, und dennoch hatte es skeptische Stimmen gegeben. Im Misserfolg würde eine Ablösesumme von 7,5 Mio. Euro den Sportdirektor direkt unter Druck setzen, weil er diese Entscheidung traf. Hinzukamen noch fehlgeschlagene Transfers und auslaufende Verträge, alles unter Berücksichtigung einer schwierigen finanziellen Situation durch die Pandemie. Aufgrund der gefestigten Strukturen im Verein war es letztlich immer Max Eberl gewesen, der Kritik einstecken musste. Aus heutiger Sicht ist es nachvollziehbar wieso er öfters dünnhäutig reagierte.
Ein Abschied bahnte sich an
In den vergangenen Wochen war immer öfters zu vernehmen, dass es im Verein rumort. Es hatte sich angedeutet, dass Max Eberl die Borussia verlassen könnte. Es wird sich nicht bis ins letzte Detail aufklären lassen was ihn nun letztlich in eine derart mental angeschlagene Situation und zu dieser Entscheidung gebracht hat. Im Grunde reicht seine Erkenntnis: Es lief irgendwann in eine falsche Richtung. Das Kommunikationstalent könnte das zusätzlich selbstkritisch gemeint haben. Denn die Unstimmigkeiten zwischen ihm und dem Präsidium ließen sich bei der Pressekonferenz erahnen. Die Beziehung zu Sedrina Schaller hatte auch seine Eigenheiten, an die sich der Verein gestoßen hatte. Es ist letztlich ein Ende bei dem niemand etwas gewonnen hat.
Zum Schluss: Max Eberl hat in seiner Zeit als Sportdirektor Großartiges geleistet. Bei den Kollegen von Mitgeredet wurde treffenderweise von einem „Kindheitstraumerfüller“ gesprochen. Die vergangenen Jahre hatten viele emotionale Momente, die erst durch sein Mitwirken möglich wurden. Er hat eine Ära geprägt, in der Fußballer wie Marco Reus, Granit Xhaka, Lars Stindl und Yann Sommer von der „Fohlenphilosophie“ überzeugt wurden. Champions League und Europa League waren nicht nur auf einmal in Reichweite sondern Realität. Wenngleich das vergangene Jahr kein Highlight war, so gehört Max Eberl dennoch zu den ganz Großen in diesem Sport.
Auf Social Media war so oder so ähnlich zu lesen: Der Fußball braucht nicht Fußballer wie Erling Haaland, sondern Menschen wie Max Eberl. Dem ist nichts weiter hinzuzufügen.