Im Interview mit der Rheinischen Post zeigt sich Geschäftsführer Roland Virkus überzeugt von Mannschaft und Trainer – bleibt aber auffällig vage bei sportlichen Zielen. Zwischen Etatkürzungen, verpassten Chancen und vorsichtigen Perspektiven können Fans frei interpretieren: Wohin führt der „Borussia-Weg“ wirklich?
Über den Transfersommer und mögliche Umstrukturierungen im Sportmanagement wurde bereits an anderer Stelle bereits geschrieben. Inzwischen hat Roland Virkus im Interview mit der Rheinischen Post Rede und Antwort gestanden und sich von der Mannschaft und dem Trainer überzeugt gezeigt. Im Gespräch wurden die Ergebnisse nach hinten gestellt, sondern die positive Entwicklung hervorgehoben, die stattgefunden hat. Wie sind seine Worte einzuordnen? Immerhin musste man ihm manche entscheidende Aussagen erst mit Nachfragen entlocken.
Entwicklung über Ergebnisse
Der Geschäftsführer Sport glaubt an den Erfolg der Mannschaft. Er hatte den Transfer von Kleindienst intern durchgesetzt, der im Dress der Borussia zum Nationalspieler avancierte. Auch in diesem Sommer wurden die richtigen Entscheidungen getroffen, wie in den Jahren zuvor auch. Dennoch, Seitenwahl hat es in seiner Transferbilanz gut auf den Punkt gebracht: „Alles in allem fällt das Fazit mittelmäßig aus.“ Denn in den vier Jahren waren auch Flops dabei, die dem Verein nahezu 30 Millionen Euro gekostet haben, wenngleich „kleinere“ Transfers voll eingeschlagen sind. Hinzu kommen kostspielige Vertragsverlängerungen und -auflösungen. Virkus nennt zwar keine konkreten Gründe warum die Kaderkosten gesenkt werden müssen, es liegt jedoch auf der Hand. Wie die Neuverpflichtungen in diesem Sommer zu bewerten sind, das wird sich noch zeigen. Der Sportchef sieht durchaus gute Gründe, optimistisch zu sein.
Daher ist es überraschend, dass er weder ein konkretes Saisonziel nennen noch erreichte sportliche Ergebnisse hervorheben möchte. Ergebnisse seien zwar wichtig, aber nicht das einzige Kriterium, um Erfolg zu bewerten. Nach neun sieglosen Spielen, sowie einer seit Jahren andauernden sportlich-tabellarischen Stagnation, ist es bemerkenswert, vor allem die mannschaftliche Entwicklung zu betonen und damit die Arbeit des Trainers zu stärken. Auch in den kommenden Spielen wolle man sich darauf konzentrieren, dass die Mannschaft Fortschritte macht. Daher folgte auch die berechtigte Frage im Interview: „Ist nicht der Punkt gekommen, an denen Borussia auch mal Früchte ernten muss?“ Auch als Leser bekam man den Eindruck, dass die Mannschaft bzw. der „Borussia-Weg“ das Ziel ist. Wann Borussia so weit ist, wieder voll angreifen zu können, das wollte Virkus auch nicht beantworten, sondern wich damit aus, dass es darum ginge ein Gefüge zu entwickeln. Es wird deutlich, dass er sich trotz seines Vertrauens in die Mannschaft und den Trainer nicht konkret auf ein messbares Ziel festlegen wollte.
Gladbach korrigiert nach unten
Auf ein Ziel konnte er sich dennoch festlegen, wenn auch kein direktes: „Mittelfristig wollen wir zurück in die Einstelligkeit, das ist doch klar.“ Nur um das einzuordnen. Auch wenn durch Etatkürzungen ein Qualitätsverlust hingenommen werden muss, bedeutet diese Aussage, dass das Ziel der Vorsaison, ein einstelliger Tabellenplatz, erst einmal nicht mehr in Reichweite ist. Erstmalig kommuniziert Borussia in der Amtszeit von Roland Virkus zurückhaltender, was perspektivische Ziele anbelangt. Denn in den vergangenen Jahren war der Tenor, dass es in ein paar Jahren wieder möglich sein könnte nach Europa zurückzukehren. Nachdem nun innerhalb einer Saison Ziele nach unten korrigiert wurden, trifft es nun auch mittelfristige Ziele. Jetzt kann der Fan frei interpretieren, was das für die laufende Saison bedeutet. Abstiegskampf, untere Tabellenhälfte oder doch überraschend Einstelligkeit? Der Geschäftsführer macht den sportlichen Ausgang dieser Saison von Entwicklungen der neuen Leistungsträger und Neuzugängen abhängig. Das Ziel sei es sich immer zu verbessern. Ob das alles überzeugend klingt, muss jeder Fan für sich entscheiden.