0:4 gegen Bremen – die Warnsignale sind nicht mehr zu übersehen

Nach dem knappen Weiterkommen im Pokal gegen Atlas Delmenhorst, dem 0:0-Unentschieden zum Heimspielauftakt gegen den Hamburger SV und der knappen Niederlage beim VfB Stuttgart stand Borussia unter Druck, das Spiel gegen Werder Bremen im eigenen Stadion erfolgreich zu gestalten. Es endete in einem Debakel, das grundsätzliche Fragen aufwirft.

Die Fans haben die sieben sieglosen Spiele der vergangenen Saison nicht vergessen, im Gegensatz zu den Vereinsverantwortlichen, die diesen Saisonteil möglichst schnell abhaken wollten. Denn, und so wurde es in der abschließenden Folge „Behind Borussia“ betont: Ausschließlich das letzte Saisonviertel war unzufriedenstellend. Es wurde vieles verbessert, auch wenn das tabellarische Ziel verpasst wurde. Nach etwas mehr als drei Monaten muss sich jeder im Verein die Frage gefallen lassen, ob man sich mit dieser Einschätzung geirrt hat. Denn schon zum damaligen Zeitpunkt haben die Statistiken aufgezeigt, dass Borussia unter Berücksichtigung von Ausreißern nach unten und oben in seinen Leistungen stagniert. Dennoch wurde zeitweise offen über eine Vertragsverlängerung mit Seoane nachgedacht.

Im Sommer schien im Verein niemand die Warnsignale sehen zu können oder zu wollen. Stattdessen wurde die sportliche Situation verklärt. Zum Start der vergangenen Saison wurde nach schwachen Auftritten intern über einen Trainerwechsel nachgedacht, der durch gute Ergebnisse schließlich abgewendet werden konnte. Nach sieben sieglosen Spielen zum Saisonende wurde die restliche Spielzeit als Erfolg gewertet. Die Entwicklung der Mannschaft wurde stets betont, wie in den Tagen vor der 0:4-Niederlage. Nach dieser schwachen Leistung davon keine Rede mehr sein. Die Spieler wirkten offensiv ideen- und konzeptlos, dazu orientierungslos im Abwehrverhalten. Die Bremer mussten keinen großen Aufwand betreiben, um mit 2:0 in Führung zu gehen. Im dritten Jahr unter Gerardo Seoane scheint es so, dass mehr verlernt als erlernt wurde.

Borussia auf dem Irrweg

Wenn das noch nicht ausreicht den Trainer und die Vereinsverantwortlichen zu hinterfragen, dann sollte das Gesamtbild betrachtet werden: Gerardo Seoane holte ihm Schnitt 1,22 Punkte und damit weniger als Daniel Farke, der nach einer Saison entlassen wurde. In den vergangenen vier Jahren kassierte Borussia durchschnittlich 60 Gegentreffer pro Saison. Nach dem 0:4 kann auch nicht mehr behauptet werden, dass die Defensive stabilisiert wurde. Borussia ist nach drei Saisonspielen ohne eigenen Treffer, saisonübergreifend nach fünf. Nach zehn sieglosen Spielen in Folge fehlen grundsätzlich die Argumente, wie es unter dem aktuellen Trainer weitergehen soll. Auch hier stellt sich die Frage: Wie konnten diese Warnsignale übersehen werden? Stattdessen wurde ein Sparkurs eingeleitet, der weder begründet noch klar kommuniziert wurde.

Die Entwicklung der Mannschaft als Argument zu nehmen, um schwächere sportliche Ergebnisse zu relativieren, funktioniert nicht mehr. Im schlimmsten Fall unterliegt die sportliche Führung einer Fehleinschätzung, die der gesamte Verein mitgetragen hat. Das Präsidium und der Aufsichtsrat müssen sich zusammensetzen und überlegen, wie es mit diesem offensichtlichen Mangel an Urteilsvermögen weitergehen kann. Roland Virkus kann sich seines Amtes nicht sicher sein, aber auch alle Kontrollinstanzen im Verein müssen sich gründlichst hinterfragen, anstatt Kritiker öffentlich zu diffamieren. Eines ist klar: Die Warnsignale können nicht mehr übersehen werden. Jetzt kann noch gehandelt werden, bevor es zu spät ist.

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