Raul Bobadilla als der Schlüssel zum Erfolg

Heutzutage sind die Namen großer Stürmer immer noch im Stadion zu hören. Die Älteren erzählen ihren Kindern wie großartig doch Stürmer wie Martin Dahlin, Hans-Jörg Criens oder Jupp Heynckes waren. Damit verbunden ist eine gewisse Sehnsucht, denn seit einigen Jahren gehören Mittelstürmer nicht mehr ins Konzept der Borussia. Lucien Favre war es, der den spielenden Stürmer etablierte. Plötzlich waren andere Fähigkeiten gefragt: Technik, Passspiel, Spielintelligenz. Ein Mittelstürmer, der ausschließlich mit Bällen gefuttert werden muss, der hatte es demnach schwer. Das scheint sich derzeit zu ändern, die letzten beiden Auftritte der Borussia mit Raul Bobadilla in der Startelf waren durchaus überzeugend. Ist er der Schlüssel für den Erfolg?

In Hannover wurde er von seinen Mitspielern mit hohen und flachen Bällen gesucht und gefunden. Bobadilla weiß seinen Körper einzusetzen, und zieht in Ballbesitz nahezu immer mindestens einen Verteidiger auf sich. Der 30-jährige, der lange in der Saison verletzt ausfiel, fühlt sich in dieser Rolle wohl. Er ist nicht der klassische Strafraum-Stürmer, aber kommt dem schon ziemlich nahe. Die gesamte Mannschaft profitiert von seinem körperlichen Einsatz. Es erlaubt das Nachrücken aus dem Mittelfeld wenn er den Ball festhält, und entlastet seine Mitspieler bei Angriffen. Die Leistungsexplosion von Christoph Kramer ist sicher auch dadurch zu erklären. Das Spiel der Borussia hängt nicht mehr so sehr vom Spielaufbau ab, und hat somit eine weitere Komponente hinzubekommen: ein Art Kick and Rush.

Dieter Hecking und Mittelstürmer

Ein Mittelstürmer gehörte bei den bisherigen Stationen von Trainer Dieter Hecking zum Spielkonzept. In der 2. Bundesliga ließ er Erik Meijer im Sturm ran, in Hannover u.a. Mike Hanke und Mikael Forssell, in Wolfsburg Bas Dost. Diese wurden mit Bällen gefüttert, meist durch einen spielstarken Zehner oder durch Flanken von Außen. Einen Plan B für den Fall, dass ein Mittelstürmer im Kader fehlt, den hat er anscheinend nicht. Dost fiel in der Saison 15/16 mit einem Mittelfußbruch für mehrere Monate aus, und Max Kruse musste ihn ersetzen. Er ist jedoch alles andere als ein Mittelstürmer. In Mönchengladbach ist er noch bestens als spielender Stürmer bekannt, der von seinen Bewegungen mit und ohne Ball lebt. Die Wölfe stürzten in der Phase ohne Dost ins Mittelmaß der Liga, in zehn Partien reichte es für drei Siege.

Raul Bobadilla, seines Zeichens Stürmer, könnte so ziemlich derjenige sein, der Dieter Hecking zum Glück verhelfen könnte. Das Personal auf dem Spielfeld passte in den letzten beiden Partien besser zu seiner Spielidee als zuvor mit dem Duo Raffael und Lars Stindl. Dem eher defensiv-besetzten Mittelfeld wurde die Last des Spielaufbaus abgenommen, und die Flügelspieler haben deutlich weniger Druck – die individuelle Klasse bei Dribblings ist nicht mehr so gefragt. Vor allem: der Kapitän auf dem Platz bekommt die Entlastung, die er in den vergangenen Wochen sehr gebraucht hat. Bobadilla schafft Räume, die Stindl vorher nicht bekommen hat. Sollte sich der Aufschwung der letzten Wochen am Freitagabend fortsetzen, dann spricht nichts für Änderungen in der Startelf. Raffael, für den ein Ersatz im Sommer gesucht wird, müsste seinen Platz finden. Die Ära der spielenden Stürmer könnte damit so langsam sein Ende finden.

 

 

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