Wohin soll die Reise gehen, Borussia?

Übergangssaison, großer Umbruch, lange Umbruchphase aber wohin? Die Borussia befindet sich in einem Prozess, der sich nun schon über mehrere Spielzeiten und unter verschiedenen Trainern hinzieht, ohne nennenswerte Fortschritte zu machen. Darin sind sich zumindest Außenstehende einig.

Im vereinseigenen FohlenEcho liest man dagegen das Gegenteil: Es seien positive Veränderungen zu erkennen, die sich nicht unbedingt immer in Ergebnissen messen ließen. Der Grundtenor: Die Mannschaft hat sich gefunden, sie macht Entwicklungsfortschritte, sie ist widerstandsfähiger geworden. Auch wenn diese Einschätzung vor dem Derby geschrieben wurde, lohnt sich ein aktueller Realitätscheck. Dem Artikel ist zu entnehmen, dass die sportliche Situation realistisch eingeschätzt wird, aber von Beobachtern gelegentlich von ergebnisabhängiger Emotionalität überlagert wird. In diesem Zusammenhang wird auf den mehrfach umgebauten und verjüngten Kader verwiesen, bei dem Rückschläge einkalkuliert werden müssen.

Die Geduld ist aufgebraucht

Die Blamage in Saarbrücken war ein weiterer Tiefpunkt in einer Saison ohne große Höhepunkte. Die Borussia hat es auf bemerkenswerte Weise geschafft, die Fans in einer Saison ohne große Erwartungen schwer zu enttäuschen. Das Erreichen des Pokalfinales war wohl nie einfacher. Niemand aus der sportlichen Führung schien sich anschließend der öffentlichen Kritik stellen zu wollen, stattdessen wurde abseits der Kameras das Glas als „halb leer“ bezeichnet. Angesichts der dargebrachten Leistungen bleibt – wie so vieles – unklar, woher diese Zuversicht kommt. Die Mannschaft bricht regelmäßig auseinander, verspielt mit Abstand die meisten Führungen und stellt eine der schlechtesten Abwehrreihen der Liga. Borussia ist mehr damit beschäftigt, Fehler zu vermeiden, als sich zu entfalten. Der Glaube an den „Borussia-Weg“ erscheint so irrational, weil es wie in den vergangenen Jahren praktisch nichts gibt, was Hoffnung auf Besserung machen würde. Auf einem Weg mit vielen Abzweigungen wäre es gut, wenn wenigstens der Sportdirektor den Wegweiser geben würde. Die Geduld ist aufgebraucht, kein Fan ist in der Lage zu entziffern, wohin die Reise gehen soll.

Es braucht einen Wegweiser

Borussia gehe gut gerüstet und lernwillig in die Crunchtime. Die Mannschaft werde sich im hart umkämpften Mittelfeld behaupten, so lautet das wenig ambitionierte Ziel im FohlenEcho. Es ist so vage gehalten, dass es unmöglich ist jemanden daran zu messen. Das Experiment „interne Lösung“ gehört ebenso auf den Prüfstand wie das Präsidium selbst, das den Trainer medial im Stich lässt, wenn es ungemütlich wird. Es deutet nichts darauf hin, dass intern eine kritische Auseinandersetzung mit dem angeblich laufenden Prozess stattfindet. Stattdessen ist es Gerardo Seoane und damit der dritte Trainer in Folge, der wie die Mannschaft öffentlich angezählt wird. Auch wenn ein Trainerwechsel in seiner Konsequenz vollzogen werden kann, so fehlt danach immer noch eine klare Vision, auf die zielgerichtet hingearbeitet werden kann. Solange auf dieser wichtigen strategischen Ebene kein Umdenken stattfindet, kann jeder Trainer installiert werden – er wird scheitern. 

Irgendwann liegt es nicht mehr nur am Trainer

Was möchte Borussia Mönchengladbach sein und wie soll das erreicht werden? So könnte die eingangs gestellte Frage beantwortet werden, wohin sich der Verein entwickeln soll. Nach inzwischen ein bis zwei Jahren sollte endlich Klarheit herrschen, sonst muss mehr als nur über eine Veränderung nachgedacht werden.

1 Kommentar Wohin soll die Reise gehen, Borussia?

  1. André

    Abgesehen von Gerardo Seoane ist die Kommunikation von Vereinsseite insgesamt sehr mager. Roland Virkus und Niels Schmadtke äußern sich alle Jubeljahre mal, meistens flüchten sie sich da auch in Platitüden. Da fragt man sich, was Markus Aretz so macht…
    Dazu gehört für mich aber auch schon seit Eberl-Zeiten die Koketterie mit dem Fohlen-Siegel – die Darstellung unserer Borussia als toller Ausbildungsverein. Da sieht die Wirklichkeit aber sehr mau aus, maximal als kurzfristiges Sprungbrett für externe Talente, aber Spieler aus dem eigenen Nachwuchs schaffen nur mit sehr wenigen Ausnahmen den Weg zu den Profis. Und wer war bis vor wenigen Jahren nochmal zuständig für den Nachwuchs?

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