Ein Borusse im Medienzirkus

Christoph Kramer polarisiert mit seinen öffentlichkeitswirksamen Freizeitaktivitäten. Aufgrund von schwachen Leistungen in der Bundesliga ereilt ihn unberechtigte Kritik. Einen Vorwurf muss er sich jedoch gefallen lassen.

Neben einer anstrengenden Trainingswoche und einem Bundesligaspiel dient die übrig gebliebene Freizeit der Erholung. Ein erfahrener Profispieler, wie Christoph Kramer kann für sich entscheiden, wie er abseits der großen Bühne Bundesliga bestmöglich regenerieren kann. Das liegt in seinem eigenen Ermessen und ist auch nicht infrage zu stellen. Was er jedoch als erfahrener Medienprofi nicht unterschätzen sollte, ist welches Signal damit an Fans der Borussia gesendet wird. Irgendwo zwischen Baller League, Copa TS mit Tommi Schmitt, Showauftritten und Co-Moderation beim ZDF wird er noch Zeit für Entspannung finden müssen. Anhand seiner Leistungen in dieser Saison entsteht jedoch unweigerlich der Eindruck, dass diese etwas zu kurz kommt. Nochmal: Was der Weltmeister in seiner Freizeit unternimmt, das bleibt ihm überlassen. Die Summe der Medienaktivitäten abseits des Platzes erwecken jedoch den Eindruck, dass sich seine Prioritäten etwas verschoben haben. Das bedeutet nicht, dass ihm seine Medienkarriere wichtiger geworden ist, aber sie nimmt sichtlich mehr Raum ein.

Kramer ist in erster Linie Profispieler

Kramer ist dennoch auch ein Aushängeschild für Borussia Mönchengladbach, aber in erster Linie eben Profispieler. Es würde vermutlich niemand über seine Medienauftritte diskutieren, wenn er eine zumindest solide Saison spielen würde. Jedes gesprochene Wort, jede öffentlichkeitswirksame Aktivität wird nun kritischer beäugt. Dabei sollte dem 32-jährigen klar sein, wie enttäuschende Darbietungen medial auf- und von Fans wahrgenommen werden. Ende der vergangenen Saison kritisierte er die Mannschaft im Kollektiv: „Wir dürfen uns nicht immer Alibis geben. Sollen wir jetzt den nächsten Trainer holen und danach wieder den nächsten Trainer?“ Dabei hatte sich der Weltmeister nach der Trennung von Adi Hütter noch ganz anders angehört: „Ich finde es richtig, dass der Club den Reset-Knopf gedrückt hat.“ Kramer argumentiert gerne für sich und seinen persönlichen Vorteil. Das ist sein gutes Recht. Ein aktiver, dynamischer Fußball liegt ihm nicht, sondern wenn die Mannschaft das Spiel kontrolliert. Es dreht sich aber nicht nur alles um ihn – das ist es, was vermutlich viele Fans stört.

Nach den zuletzt schwierigen Jahren schauen viele kritischer auf das, was um Borussia herum passiert. Die Kritik ist nicht immer fair, vielleicht trifft sie auch den Falschen. Dennoch, Borussia Mönchengladbach befindet sich derzeit in einem größeren Umbruch. Es läge in seiner Verantwortung bessere Leistungen zu zeigen, auch um seiner Rolle als Führungsspieler innerhalb der Mannschaft gerecht zu werden. Danach würde die Kritik deutlich zurückgehen, weil er nicht ausschließlich im TV glänzen würde. Nur wenn er unter Gerardo Seoane weiterhin derart schwach spielt, wird er sich spätestens im Sommer 2025 vollständig auf seine Medienkarriere fokussieren können.

1 Kommentar Ein Borusse im Medienzirkus

  1. André

    Amen! Allerdings fühlt er sich bereits seit seiner WM-Teilnahme als Pressesprecher i.A. und kann an keinem Mikrofon vorbei gehen ohne seine Meinung loszuwerden. Er kann natürlich gut reden und weiß, was der Fußball-Romantiker hören möchte. Nervig finde ich persönlich es aber schon lange.
    Und längerfristig mit Leistung AUF dem Platz hat er mich schon länger nicht überzeugt. Gegen Augsburg sind beide Tore nach seiner Einwechslung gefallen, zumindest beim ersten Tor gibt er dem Flankengeber eher Begleitschutz anstatt einen Zweikampf zu führen.

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