Baustelle Borussia – Ein Blick auf das Jahr 2023

Borussia steht vor ähnlichen Herausforderungen wie im vorherigen Jahr. Es wird unweigerlich zu einem weiteren Umbruch kommen. Der Umgang damit wird darüber entscheiden wie die Reise auf dem Borussia-Weg weitergehen wird. Insbesondere Roland Virkus wird gefragt sein die wegweisenden Entscheidungen zu fällen.

Es ist ruhiger geworden um Borussia, insbesondere zum Ende des vergangenen Jahres. Diese Ruhe hat sich der Verein hart erarbeitet, dennoch hat sie keinen Anspruch auf Permanenz. Roland Virkus muss sich derzeit ähnlichen Herausforderungen stellen wie einst sein Vorgänger, der nun aus dem Osten der Republik heraus gewöhnungsbedürftige Statements abgibt.
In Leipzig kann trotz allem ruhig gearbeitet werden, auch weil die dortigen Machenschaften kaum hinterfragt werden. Bei Borussia ist es eher umgekehrt: Kritik wird oftmals als Angriff auf den noch stattfindenden Prozess gesehen und dementsprechend schwer verteidigt. Neben Daniel Farke gibt es nach außen hin keinen stetigen und verlässlichen Kommunikator mehr, wie bei der Brandrede zu erkennen war. Der neue Sportdirektor hält sich zurück, sucht das Gespräch eher abseits der Kameras. Auch in den kommenden Monaten sollte uns Fans der kritisch-beobachtende Blick erhalten bleiben. Es ist nicht nur die Aufgabe der Journalisten nachzuhaken und drängenden Fragen nachzugehen.

Auf einen Umbruch folgt der nächste

Derzeit geht es darum nach dem Umbruch auf der Trainerbank, einen Umbruch auf dem Platz zu vollziehen. Im vergangenen Sommer wurde der erste notwendige Schritt zur Rückkehr auf den Borussia-Weg getan – der Anfang einer langen Reise. Virkus hatte diesen Weg bei der letzten Mitgliederversammlung in aller Ausführlichkeit vorgestellt. In 2023 wird sich zeigen, inwiefern er dazu in der Lage ist eine erfolgreiche Basis zu schaffen, damit sich Borussia stabilisieren und wieder vorne angreifen kann. Die finanziellen Rahmenbedingungen sollten eine längere (Wieder-)Aufbauphase ermöglichen. Mit dem aktuellen Kader ist die Wahrscheinlichkeit zumindest am höchsten das intern ausgerufene Ziel, mindestens Platz sieben, zu erreichen. Auch wenn Yann Sommer zum FC Bayern wechseln sollte und ein geeigneter Nachfolger verpflichtet werden kann. Das Abwägen zwischen unmoralischen Angeboten im Frühjahr und ablösefreien Wechseln im Sommer war selten herausfordernder.

Für die Zielerreichung wird die Mannschaft im neuen Jahr an Stabilität dazugewinnen müssen. Ein weiterer Trainerwechsel käme für den gerade erst eingeschlagenen Weg ohnehin nicht infrage. Der Erfolg von Borussia Mönchengladbach ist insofern eng mit der omnipräsenten Personalie Daniel Farke verknüpft. Die Spieler werden gefordert sein, auch wenn sich ein Teil davon im Sommer umorientieren möchte. Danach darf der Coach den Kader nach seinen Vorstellungen und in Übereinstimmung mit der Vereinsphilosophie umbauen. Der Ausgang dieser Saison wird darüber entscheiden wie umfangreich der Umbruch sein wird. Auch der anschließende hochkomplexe Transfersommer wird mitentscheidend sein, wohin sich Borussia mittelfristig entwickeln könnte. Neben den (fast sicher) eingeplanten ablösefreien Abgängen, wird sicher auch über einen Verkauf von Manu Koné nachgedacht. Der Verein würde wahrscheinlich nur dadurch wieder auf dem Transfermarkt absolut handlungsfähig werden. Außerdem könnten dadurch die Gespräche mit den „2024ern“ intensiviert werden.

Chancen und Risiken

Es wird viel davon abhängen zur sportlichen Konstanz zurückzufinden, bestenfalls mit der Qualifikation zu einem internationalen Wettbewerb. Im darauffolgenden Transfersommer wird der qualitative Verlust einerseits in der Breite, andererseits durch hochbegabte Talente aufgefangen werden müssen. Die Finanzen lassen früher wie heute nichts anderes zu. Mit Europa gäbe es nicht nur eine dringend benötigte, zusätzliche Einnahmequelle, sondern auch wieder eine interessante, sportliche Perspektive. Das würde die Verhandlungen zumindest ein Stück weit erleichtern, um nicht nur Verträge zu verlängern, sondern auch die passenden Spieler an den Niederrhein zu locken. Für auf den Ballbesitz-auslegten Fußball werden, um es mit den Worten des Cheftrainers auszudrücken, „Qualitätsspieler“ gebraucht. Borussia steckt demnach wie im vergangenen Jahr wieder mitten in einem Umbruch. Eine Übergangssaison wird nicht ausreichen um den angerichteten Schaden zu reparieren, das sollte nun klar sein. In diesen Umbauarbeiten stecken Chance und Risiko zugleich. Ein im Profigeschäft unerfahrener Sportdirektor wird diese entscheidende Phase bewältigen müssen. In diesem Jahr wird sich zeigen inwiefern Roland Virkus das in ihn gesetzte Vertrauen wird zurückzahlen können. Die Verpflichtung von Daniel Farke und die ersten Transfers waren zumindest schon einmal ein Hoffnungsschimmer, aber kein Versprechen dafür, dass Borussia wieder erfolgreich sein wird. Der eingeschlagene Borussia-Weg bleibt steinig.

 

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