Max Eberl: „Wir halten den Kader zusammen.“

„Bei den Topspielern wird sich nichts tun.“, hat der Sportdirektor auf der Pressekonferenz verdeutlicht. Max Eberl hat das aus voller Überzeugung gesagt, diese Aussage hat Substanz. Dieser Kommentar soll aufschlüsseln woher dieses Selbstbewusstsein rührt.

Bei Borussia Mönchengladbach wird seit Jahren gute Arbeit geleistet, was nicht zuletzt an der finanziellen Situation des Vereins zu erkennen ist. Die Corona-Pause sorgte für entgangene Einnahmen, und dennoch konnte Stephan Schippers im Fohlenecho behaupten, dass der Verein auf einem soliden Fundament steht: „Wir können sagen, dass wir in den letzten 20 Jahren so seriös gewirtschaftet haben, dass die Not bei uns nicht so groß ist wie vielleicht bei manch anderem Klub.“ Im sportlichen Bereich zeigt die Mannschaft unter Marco Rose insgesamt, dass sie mindestens mit den Top-Teams der Bundesliga mithalten kann.

Klare Ansage

Kurzum: Der Klub ist inzwischen in der Lage Leistungsträger zu halten. Auf Einnahmen ist die Borussia nicht mehr angewiesen, gleichzeitig liefert die sportliche Perspektive gute Argumente für einen Verbleib. „Bei den Topspielern wird sich nichts tun. Wir werden unseren Kader zusammenhalten. Wir wollen mit diesem Kader als Basis in die neue Saison gehen“, stellte Max Eberl bei der Pressekonferenz vor dem Auswärtsspiel in Paderborn klar. Es könnte offenbar nur dann etwas passieren wenn ein Spieler einen unbedingten Wechselwunsch hinterlegt, wovon der Sportdirektor aber nicht ausgeht. Dazu passt, dass es selbst beim viel umworbenen Denis Zakaria, trotz Beraterwechsel, nach einem Verbleib über den Sommer hinaus aussieht, wie Sport1 berichtet.

Der Faktor Europameisterschaft

Es spielt der Borussia offensichtlich auch in die Karten, dass die Europameisterschaft in den kommenden Sommer verlegt wurde. Spieler, die sich berechtigte Hoffnungen auf eine Teilnahme machen, nehmen in der Regel Abstand davon ein Jahr vor einem Turnier zu wechseln. Ein Wechsel stellt in der Regel ein unkalkulierbares Risiko dar, welches aufgrund des straffen Terminplans noch größer geworden ist. Viele Vereine sind mit mindestens einer verkürzten Sommerpause konfrontiert, wenn sie nicht komplett ausfällt. Das bedeutet eine Akklimatisierung unter Druck. Außerdem erschweren die Corona-Schutzmaßnahmen im jeweiligen Land das Einleben. Spieler, die sich weiterentwickeln wollen, und sich nicht auf ihr Talent verlassen können, werden daher von einem Wechsel Abstand nehmen.

Stabiler Kader

Max Eberl hat seine Hausaufgaben gemacht. Der Kader ist keine Großbaustelle, wie der Berliner Flughafen, sondern es gilt derzeit nur die Fahrbahndecke zu flicken. Fabian Johnson und Tobias Strobl werden den Verein verlassen, bei Raffael laufen noch Gespräche. Ersatz steht offenbar in allen Fällen schon bereit, seit ein paar Tagen wird es bei den Gerüchten um Sebastian Vasiliadis (SC Paderborn) und Hannes Wolf (RB Leipzig) immer konkreter. Die Verträge wurden mit einigen Spielern bereits verlängert, andere sind noch langfristig gebunden. Tony Jantschke, Lars Stindl oder Patrick Herrmann und andere, die nur noch Arbeitspapiere bis zum kommenden Sommer besitzen, gelten nicht als besonders wechselwillig. Zu den Sonderfällen Matthias Ginter und Nico Elvedi äußerte sich der Sportdirektor im Trainingslager: „Wir können noch nichts verkünden, aber es gibt bei beiden Spielern die Möglichkeit für uns, dass wir sie länger bei uns haben als nur bis zum Sommer 2021. Deswegen sind wir da sehr entspannt.“ Zusammengefasst: die Borussia steht nicht unter Zugzwang.

Es wäre beachtlich wenn es gelingen würde alle Leistungsträger zu halten – ein Ausdruck dessen wohin sich der Verein in den vergangenen Jahren entwickelt hat. Gleichzeitig steht die direkte Konkurrenz vor der (möglichen) Herausforderung absolute Leistungsträger abgeben zu müssen. Die Borussia wirkt neben den finanzstarken Klubs wie ein gallisches Dorf, das trotz begrenzter Mittel dazu in der Lage ist den Mächtigen Paroli zu bieten. Der Zaubertrank ist in dieser Metapher das Team hinter dem Team: die Arbeit im Hintergrund von so vielen hat diesen Erfolg erst möglich gemacht. Wenn Max Eberl so eine Aussage trifft wie auf der letzten Pressekonferenz, dann ist das schon etwas ganz besonderes für Borussia Mönchengladbach.

2 Kommentare Max Eberl: „Wir halten den Kader zusammen.“

  1. Franz Stengel

    Cooler Artikel, Respekt…
    Mit Baujahr 1954 habe ich auch alle Höhen und Tiefen erlebt, als mein Vater mich damals als 12 Jähriger mit zur Borussia nahm. Bin immer noch dabei. Habe Abstiege, CL, EL – auch auswärts live – erlebt und stolz darauf ein Teil dieser Fanfamilie der Fohlen zu sein… Selbst als wir für 4 1/2 Jahre auf Gran Canaria gelebt haben, haben wir Borussia nie vergessen. Dort hatten wir ein Lokal „Datt Deutsche Eck“ mit eigenem Fanclub „BorussenPower Gran Canaria“ und jedes Spiel wurde live verfolgt auf Großbildschirm mit Fans bzw. Urlauber. Jetzt heißt es noch einmal Daumen drücken und dann ab in die CL

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  2. markus

    Schöner Bericht Jonas,

    meine Tochter wurde auch 1990 geboren und hat im Prinzip den gleichen „Leidensweg“ wie du mitgemacht.
    Ich durfte auf Grund meines Baujahr ( 1960) einige Titel noch live miterleben.

    Gruß Markus

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