Resignation, Hilflosigkeit und Emotionen

Auf Netflix ist seit Ende letzten Jahres die Miniserie Der letzte Flug der Challenger zu sehen. Die Dokumentation zeigt in einer eindrucksvollen Art und Weise wie es zur sogenannten Challenger-Katastrophe kam, bei der sieben Astronauten starben. Die Angehörigen mussten vom Boden aus zusehen wie die Rakete explodierte (einer der größten Unfälle der Raumfahrtgeschichte) und reagierten unterschiedlich: hilflos, resignierend, emotional. Bei der Borussia geht es glücklicherweise nicht um Menschenleben, jedoch ist der Verein gerade dabei sich immer mehr von den Fans zu entfernen. In einer pandemischen Lage, in der ohnehin durch die leeren Stadion eine höhere Distanz aufgebaut wurde. Marco Rose hat mit dem was er versprochen hat, und wie er seit Wochen handelt eine explosionsgefährdete Stimmung erzeugt, in der sich viele wünschen im Borussia Park signalisieren zu können was sie von ihrem Trainer halten.

Dabei fing es im Sommer 2019 ganz anders an. Marco Rose hat gleich zum Trainingsauftakt und beim ersten Testspiel im Grenzlandstadion in Rheydt eine Ansprache an die Fans gehalten. Diese Nahbarkeit ist im Fußballgeschäft längst zur Ausnahme geworden, es gelang ihm gleich die Anwesenden für sich zu gewinnen. Der 44-jährige hatte gleich zu Beginn hohe Ansprüche an seine Mannschaft gestellt. Das gesteckte Ziel: die Zuschauer im Stadion sollten selbst bei einer Niederlage applaudieren. Das alles wird er aus seiner Zeit als Spieler in Mainz mitgenommen haben. In Interviews betonte er immer wieder, dass er bei diesem lässigen Verein etwas aufbauen möchte. Auch seine Spieler hatten den Eindruck, dass der gebürtige Leipziger langfristig plane, doch weit gefehlt.

Alles nur Fassade

Der im Sommer scheidende Trainer hat bereits bestätigt, dass es schon im Dezember zu einem ersten Treffen mit Verantwortlichen von Dortmund kam. Die erste Kontaktaufnahme wird noch früher stattgefunden haben müssen. Währenddessen, bis zu seiner Entscheidung, hat Marco Rose jede Frage zu seiner Zukunft unbeantwortet gelassen. Die Entscheidung stand bereits länger fest, unklar ist wie lange. Definitiv wurde sie aber viel zu spät und unter großem Druck dem Verein und dann der Öffentlichkeit mitgeteilt. Bei der anschließenden Pressekonferenz war nichts mehr vom lässigen Trainer zu sehen, das größte Highlight war noch sein Versprecher. Max Eberl war es, der das Wort übernahm, während Marco Rose sich entgegen seiner üblichen Art fast ausschließlich zurückhielt. Das auch mit gutem Grund.

So teilnahmslos wie Marco Rose bei dieser Pressekonferenz auf seinem Platz saß, so wirkt er inzwischen in sämtlichen Interviews. Die Attitüde „Wir wollen Spiele gewinnen“ ist längst verschwunden, genauso wie der aktive, attraktive Fußball der vergangenen Saison. Stattdessen werden immer mehr Erklärungsversuche für die Niederlagenserie angestellt: die Spieler seien nicht mehr frisch, es muss inhaltlich nachgearbeitet werden, es gibt ein Kopfproblem. Der aufmerksame Zuhörer wird sich doch denken: sind das nicht alles Themen, die ein Trainerteam zu steuern hat? Das Bild, das Marco Rose derzeit nach außen abgibt, spiegelt sich in der Leistung seiner Mannschaft wieder. Die Saisonziele sind nicht plötzlich in weite Ferne gerückt, sondern sind das Ergebnis über Monate schwankender Leistungen. Den Offensivproblemen in diesem Jahr wurde auch nicht die notwendige Aufmerksamkeit geschenkt – das ist fahrlässig.

Versprechen nicht eingehalten

Marco Rose hat an Authentizität eingebüßt, vieler seiner hip klingenden Aussagen wirken heute nur noch wie leere Worthülsen. Denn wer sich nach weniger als eineinhalb Jahren bereits mit der nächsten möglichen Karrierestation beschäftigt, der kann es nicht zu 100 Prozent ernst gemeint haben. Wer dann auch noch so lange auf seine vermeintlich ausstehende Entscheidung warten lässt, der nimmt auch noch Unruhe um den Verein in Kauf. Auch wenn Rose davon nichts wissen möchte. Dadurch, dass der Fußball inzwischen auch eher an Kick and Rush erinnert, und die Ergebnisse ausbleiben, und damit auch sämtliche Saisonziele gefährdet sind, gibt es derzeit keinen plausiblen Grund an Rose festzuhalten. Max Eberl hat ihm jedoch erneut den Rücken gestärkt, der in solchen Situationen möglichst emotionslos handeln muss. Das ist die Aufgabe eines Managers, auch wenn er anders fühlen könnte.

Historischer Misserfolg möglich

Der Sportdirektor zeigt wie bei der Pressekonferenz Haltung, was von Marco Rose nicht zu behaupten ist. Dieser ist gerade drauf und dran seinen Ruf als einer der talentiertesten Trainer in Europa zu verspielen. Bis jetzt lebt er noch vom historischen Erfolg, dem Einzug ins Achtelfinale der Champions League mit entsprechender Schützenhilfe. Doch der 44-jährige könnte auch noch als der Trainer in die Geschichte eingehen, der mit dem wahrscheinlich besten Kader in diesem Jahrhundert die Einstelligkeit verpasst. Das auch noch zehn Jahre nach dem Relegationssieg, der vieles bis heute erst ermöglicht hat. Marco Rose beteuerte bis zuletzt, dass er in den vergangenen eineinhalb Jahren viel bewegt habe. Doch was ist mit dem letzten halben Jahr?

Eine Siegesserie, auch unter einem neuen Trainer, ist so unwahrscheinlich wie eine vorzeitige Trennung. Marco Rose zu entlassen wäre Balsam für die Fanseele, mehr aber auch nicht. Viele werden auch deshalb mit dieser unwirklich anfühlenden Saison abschließen. Es ist eine Mischung aus Resignation, Hilflosigkeit und Emotionen. Es ist ein bisschen wie bei der Explosion der Challenger, bei der die Zuschauer auch nur hinschauen konnten wie alles zerfiel.

7 Kommentare Resignation, Hilflosigkeit und Emotionen

  1. Harry Kreusch

    Ich sehe nicht warum es mit Marco Rose nicht klappen sollte o. Ton M. Eberl. ALLE ICH BETONE Jeder der es mit unserer Borussia hält sieht das dieser Blender Rose uns immer weiter an die Wand fährt. Nur der Blinde will nichts sehen, bzw. nicht handeln, sofortiger Rauswurf JETZT. Ich persönlich habe diese Saison aufgegeben, denn sie wird in einem Desaster enden mit einem Platz im unteren Niemandsland, auch weil der Blinde nichts sehen wollte oder konnte. Mit der Konsequenz das einstige Leistungsträger nicht zu halten sind. Da der Blinde keine Argumente mehr anzubieten hat.

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  2. Michael Becker

    So richtig hat man keinen Bock mehr die Spiele von Gladbach zu gucken,sitze nicht mehr mit der üblichen Spannung vor dem Fernseher, sondern relativ lustlos und teilnahmslos. Verstehe nicht warum Rose noch weiter machen durfte da er ja gefühlt schon bei einem anderen Vereinen ist. Und Max schaut auch noch zu wie Rose die Saison endgültig gegen die Wand fährt, kann dieses Festhalten an ihm überhaupt nicht verstehen.

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  3. Crealto

    Ich frage mich, wann endlich ein Nachfolger für MR gefunden wird! Max sagte vor kurzem auf einer PK, dass er den besten Trainer für Borussia finden will.

    Hier stellt sich dann die Frage, wer denn der ‚beste‘ Trainer für Borussia wäre? Es müsste ein Trainer sein, der u.a. damit klar kommt, dass man mit jungen Spielern arbeiten muss um sie zu entwickeln. Es sollte ein Trainer sein, der Borussia um Details weiterentwickelt, die auf dem bestehenden aufbauen. Der neue Trainer sollte zusammen mit Borussia, auch zeitliche für Kontinuität stehen. Wenn dieser Trainer dann noch nachweislich über Erfolge, unbestrittenen Sachverstand und Expertise sowie über ein weltweites Netzwerk verfügt, wäre er wohl ‚der beste Trainer für Borussia‘.

    Wenn man sich den Trainermarkt betrachtet, kommen hierfür nicht allzuviele Trainer in Frage. Ich sehe da momentan nur einen Trainer der alle die von mir beschrieben Aspekte zweifelsohne, zu 1900% erfüllt. Dieser Trainer ist sogar ablösefrei zu bekommen womit man die 5 Mio. die Borussia für MR bekommt, in Spieler investieren könnte. Dieser Trainer hat auch keine großen Karriereambitionen mehr, sondern möchte lieber nochmal einen (Traditions)Verein entwickeln als seine eigene Karriere. Dieser Trainer hat sich am Mittwoch im Sportschau Club nach dem Pokalspiel, quasi selbst für Borussia angeboten. Er hat in diesem Interview ganz klar betont, dass er auch wieder als Trainer bei einem Traditionsverein arbeiten würde.

    Von welchem Trainer ich hier die ganze Zeit schreibe, ist Ralf Rangnick. Es kann doch nicht so schwer sein, sich jetzt den Ralf Rangnick zu holen, bevor dieser nach Frankfurt geht um dort einen Traditionsverein nach vorne zu bringen. Man könnte ihn quasi sofort einsetzen und sich mit MR auf ein Gentleman Agreement einigen, dass man in der Öffentlichkeit sagt, dass er zurücktritt. So könnte Max sein Gesicht wahren und wir hätten eine Lösung für die verfahren Situation und zumindest noch etwas Hoffnung auf Europa in der nächsten Saison.

    Darüber hinaus würde dies Max, die komplizierte Sache mit Vertragsverlängerungen erleichtern. Es wird wahrscheinlich kein Spieler verlängern, wenn er nicht weiß, welcher Trainer in der nächsten Saison mit der Mannschaft arbeitet. Alles in allem, wäre die Verpflichtung von Ralf Rangnick ein extrem cleverer Schachzug von Max für Borussia!

    Ob Max aber eine sehr starke Persönlichkeit neben sich akzeptiert, ist fraglich. Wenn es Max aber wirklich ernst meint, dass keine Person über Borussia steht, dann gilt das auch für ihn und er sollte dann zusammen mit Ralf Rangnick, Borussia weiter nach vorne bringen. Borussia hätte so die höchste Fachkompetenz in der Bundesliga, die man sich nur wünschen kann! Warum also nicht Ralf Rangnick?

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  4. Harry Kreusch

    Stimme dem zu 2000% zu Ich befürchte jedoch das der Blinde M. E. Sich weiterhin in seiner Eigensinnigkeit suhlt nicht zugeben kann oder will mit seinem Projekt gescheitert zu sein. Daher dieMöglichkeit Solch einen Fachmann zu holen zulange aussitzt ala Merkel und somit in die Hose geht

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  5. Harry Kreusch

    Denke L. Matthäus hat recht Teile der Mannschaft identifizieren sich nicht mehr mit Rose. Die Aussagen von Eberl u. Rose klingen nach den bekannten Durchhalte Parolen, nichts weiter als Worthülsen u. Geschwafel.

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  6. Norbert Schubert

    Liebe Borussen,

    wir sollten alle gemeinsam die Nerven behalten.
    Absteigen werden wir nicht und, wer weiß, vielleicht wird die Situation womöglich eine bessere werden.

    Die Borussia geht nicht unter!
    UND, Max Eberl ist ein Sportdirektor erster Klasse.

    Viele Grüße von Norbert

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  7. Crealto

    Eberl im Sportstudio 13.03.21.

    Der Eberl ist wirklich uneinsichtig, blind und stur. Der sagt tatsächlich, er würde Rose wieder mit Ausstiegsklausel holen wenn er es nochmal machen müsste. Seine ganzen Argumente sind, dass mit Rose die CL erreicht wurde. Dass wir im Sommer nach seinem Abgang aber die wahrscheinlich schlechteste Platzierung seit 10 Jahren haben werden, das blendet er aus und es scheint ihn auch nicht zu interessen. Hauptsache es kann seine Ego Nummer durchziehen. Ich sag’s jetzt mal ganz deutlich. Rose ist ein überbewerteter Blender auf den Eberl hereingefallen ist.

    https://www.zdf.de/sport/das-aktuelle-sportstudio/das-aktuelle-sportstudio-vom-13-maerz-2021-100.html

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