Schwalben fliegen, oder Timo Werner

Timo Werner hat sich in kürzester Zeit zum Unsympath der Bundesliga entwickelt, obwohl es sich um ein hochbegabten Fußballer handelt. Fehler können jedem passieren, aber auch eingesehen werden – Fußballer sind Vorbilder. Die Brisanz um RB Leipzig existiert, gar keine Frage, dennoch sorgt er mit seinen Aussagen für ein miserables Image. Inzwischen ist er zur Zielscheibe in den sozialen Netzwerken und Foren geworden, und wird jetzt ganz genau beäugt.

Alles beginnt mit der Begegnung vom 13. Spieltag beim Heimspiel von RB Leipzig gegen den FC Schalke 04. Das Abheben von Werner in den Anfangsminuten des Spiels sorgt noch heute für Gesprächsstoff. Schiedsrichter Bastian Dankert will ein Kontakt im Strafraum zwischen dem Torhüter Fährmann und Werner gesehen haben, es gibt Elfmeter für RB Leipzig. Die Schalker protestieren vehement und suchen das Gespräch mit dem Schiedsrichter und dem vermeintlich Gefoulten. Die Mühe um die Aufklärung bleibt ergebnislos und der Elfmeter wird freigegeben. Werner tritt an und verwandelt diesen zur frühen Führung.

Ich mach mir die Welt …

Werner zeigt sich nach der Begegnung gesprächig, nicht so wie auf dem Platz. Naldo soll ihn im Strafraum umgerissen und dadurch das Gleichgewicht verloren haben. Er fällt unglücklich hin, eine Schwalbe kann es nicht gewesen sein. Dummerweise spielt der Kontakt mit Naldo keine Rolle bei der Bewertung des Foulspiels. Der Schiedsrichter entscheidet auf Elfmeter, weil Fährmann Werner von den Beinen geholt haben soll – diese Information bekam er auch auf dem Platz. Werner hätte spätestens mit der gelben Karte für Fährmann realisieren müssen, aus welchem Grund der Elfmeter gegeben wird. Hätte er sich auf dem Platz so gesprächig gezeigt, dann wäre er wohl für seine Fairness ausgezeichnet worden. Jetzt bleibt eine große Ausrede hängen, wo eine Schwalbe abgestritten wird. Es wäre ein Zeichen von Charakterstärke gewesen, hätte er diesen Fehler zugegeben.

RB Leipzig wird längst kritisch betrachtet, jedoch kann der Wirbel um Timo Werner nicht allein auf die Abneigung gegen Red Bull zurückführt werden. Einen ähnlichen Spott musste sich schon Stefan Kießling nach seinem Phantomtor gefallen lassen. Der Leverkusener konnte sich zu einer öffentlichen Entschuldigung über seine Facebook-Seite durchringen. Das Verhalten des RB-Spielers nach der Begegnung hat die Situation ganz und gar nicht entschärft, sie eher weiter angeheizt. Indem sich der Verein konsequent hinter seinen Spieler stellt, wirkt es so als wenn die Ausrede unterstützt werden würde. Generell ist es richtig von RB Leipzig seinen Spieler zu schützen. Hätte man dennoch kein Zeichen setzen können, indem Werner die Schwalbe persönlich zugibt?

Nichts dazugelernt

Es ist zu erwarten, dass Werner wenigstens intern für sein Verhalten auf dem Platz gerüffelt wurde. Im Borussia Park konnte man diesen Eindruck nicht gewinnen. Tony Jantschke steigt ihm in der Schlussphase auf den Fuß, worauf sich Werner theatralisch vor der Nordkurve fallen lässt. Es wirkt wie eine gewollte Provokation, die an Auftritte der Schanzer erinnert. Es wirkt fast so als wäre das eine Vorgabe von Ralph Hasenhüttl, aktueller RB-Trainer und Ex-Trainer vom FC Ingolstadt. Werner konnte mit der Rudelbildung sehr schnell aufstehen, so viel zu der Schwere dieses „Foulspiels“.

Auch an diesem Wochenende konnte er es nicht sein lassen. Bei dem Heimspiel gegen den 1. FC Köln kommt es zu einem direkten Duell zwischen Dominic Maroh und Timo Werner. Bei einem Konter startet Werner durch, um an Maroh vorbeizugehen. Erster lässt sich urplötzlich fallen nachdem der Ball nicht kontrolliert werden konnte. Dadurch bekam der Kölner die gelbe Karte, zum Glück. Die Fernsehbilder zeigen in verschiedenen Perspektiven, dass es keinen Kontakt zwischen den beiden Spielern gab, auch wenn es der Sky-Kommentator so sehen möchte. Im Gespräch mit Reportern nach dem Spiel spricht Werner von Glück, dass Maroh keinen Platzverweis bekam. Das nur als Eindruck zum Innenleben des Spielers.

Kalkül oder Dummheit?

Manchmal bekommt man den Eindruck, dass er dieses Verhalten beabsichtigt. Das scheint seine Art und Weise zu sein wie er spielt, spricht und denkt. Die Kritik kann er gar nicht von sich weisen, weil er diese gar nicht auf sich zukommen lässt – der Verein schützt ihn zudem. Die Gemüter beruhigen sich dadurch nicht. Wenn hinter dem allem kein Kalkül steckt, dann muss er wirklich dumm sein. Spätestens jetzt sollte er sich Gedanken machen, wenn Gladbacher Kölner Spieler schützen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert