Es ist die Macht der Gewohnheit: Borussia Mönchengladbach ist ein Ausbildungsverein, der regelmäßig Abgänge von Leistungsträgern verschmerzen muss. Eine langfristige Planung mit gleichbleibenden Personal ist nahezu ausgeschlossen. Im Sommer deutet sich ein größerer Umbruch an, auch weil das internationale Geschäft verpasst wird. Welche Überlegungen könnten eine Rolle bei der Kaderzusammenstellung spielen?
Mo Dahoud zu Borussia Dortmund? In den letzten Jahren sollen einige renommierte Vereine auf den Deutsch-Syrer aufmerksam geworden sein. Max Eberl ist seit der Sommerpause darum bemüht mit ihm zu verlängern. Es gibt seit Monaten jedoch keine Anzeichen, dass die Gespräche mit dem Berater von Erfolg gekrönt sind. Auch wenn es heißt, dass noch keine endgültige Entscheidung getroffen wurde, so ist bei der Länge der Verhandlungen kaum noch von einer Vertragsverlängerung auszugehen. Sofern eine Ausstiegsklausel existiert, kann sich Dahoud den nächsten Verein aussuchen. Es sind zwei eher durchwachsende Jahre, die hängen bleiben – auch wenn man an die magischen Nächte in der Champions League zurückdenkt.
Zurück zum FC Chelsea?
Auch ein Abgang von Andreas Christensen scheint wahrscheinlich. Laut seinem Vater, Sten Christensen, wird er im Sommer zum FC Chelsea zurückkehren. Die Blues hatten schon im vergangenen Sommer versucht ihn zurückzuholen, jedoch plante die Borussia fest mit ihm. Alles Indizien darauf, dass die Saison 2016/17 die letzte ist in der der Däne das Dress der Fohlenelf überstreift. Auch wenn Max Eberl um ihn kämpfen möchte, so ist man auf die endgültige Entscheidung vom FC Chelsea angewiesen. Erst im März oder April dürfte klar sein, ob ein Verbleib des dänischen Nationalspielers möglich ist. Eine Verlängerung des Leihgeschäfts bleibt die einzig realistische Variante.
Zu einem anderen mit Vergangenheit und auch Zukunft(?) beim FC Chelsea: es existieren schon immer vage Gerüchte um den Belgier Thorgan Hazard. Seitdem dieser für Borussia Mönchengladbach aufläuft, wird er immer wieder mit Clubs der Premier League in Verbindung gebracht. Der Wunsch des belgischen Nationalspielers ist es ohnehin irgendwann nach England zurückzukehren. Im besten Fall zu seinem größeren Bruder Eden, zum FC Chelsea. Bei der hohen Zahlungsbereitschaft der Engländer muss sich auch Borussia Mönchengladbach überlegen, ob ein Abgang bei einem entsprechenden Angebot eine Option sein kann.
Raffael wird nicht jünger
Bei all den talentierten und jungen Spielern verliert man den Blick für die Routiniers. Die Konstante in der Offensive ist seit Jahren Raffael. Zuletzt war er immer wieder anfällig für Verletzungen, was sich höchstwahrscheinlich aufgrund seines Alters auch nicht mehr bessern wird. Die Borussia ist von Raffael abhängig, der in dieser Saison wettbewerbsübergreifend zehn Tore beisteuern konnte. Das lässt sich anhand folgender Statistik leicht belegen: ohne Raffael wurden 5 Tore in 8 Bundesligaspielen erzielt, mit ihm 18 Tore in 13 Spielen. Anders ausgedrückt: Borussia ist mit dem Brasilianer mehr als doppelt so torgefährlich. Es muss daher Überlegungen geben wie man sich von dieser Abhängigkeit löst, auch im Hinblick auf ein kommendes Karriereende von Raffael.
Ausmisten unter Hecking
Dieter Hecking hatte mit dem Kennenlernen des Kaders angedeutet, dass im Sommer Veränderungen am Kader vorgenommen werden müssen. Diese erscheinen unausweichlich, auch weil einige hinter den Erwartungen zurückblieben. Es ist fraglich inwiefern André Hahn, Julian Korb, Nico und Marvin Schulz eine Zukunft bei Borussia haben. Hahn findet in dieser Saison überhaupt keine Bindung zum Spiel der Borussia. Korb fällt mit einem schwachen Stellungsspiel und unpräzisen Pässen auf. Die beiden Schulzes sind nicht nur aufgrund von Verletzungen maximal Bankwärmer. Auch aufgrund der Konkurrenzsituation erscheint es unwahrscheinlich, dass sich ihre Situation noch bessern wird.
Die Langzeitverletzten müssen gesondert betrachtet werden, als Außenstehender sind diese ohnehin schwer zu bewerten. Dennoch werden sie eine Rolle in der Kaderplanung spielen. Ibrahima Traoré fehlte unter Hecking bislang im Mannschaftstraining. Patrick Herrmann und Josip Drmic müssten ihre Bestform nach den Verletzungspausen erst noch erreichen. Bei Herrmann erscheint es nach dem Lob des Trainers jedoch unwahrscheinlich, dass dieser im Sommer wechselt.
Umbruch längst eingeleitet
Mit der Verpflichtung von Timothée Kolodziejczak und dem Karriereende von Álvaro Dominguez wurde der Umbruch längst in der Winterpause eingeleitet. Im Sommer 2018 werden die Verträge einiger Spieler auslaufen, sodass das nächste Transferfenster dazu genutzt werden kann Ablösen zu generieren. Marvin Schulz, Julian Korb, André Hahn, Ibrahima Traoré und Mo Dahoud wurden schon thematisiert. Mit Leistungsträgern wie Tony Jantschke, Fabian Johnson und Oscar Wendt sollten unbedingt Gespräche geführt werden.
Dieter Hecking wird seine Ideen einbringen wollen, um seine Vorstellungen des Fußballspielens auf dem Platz umsetzen zu können. Auch bei den Gerüchten um Max Eberl und dem FC Bayern München könnte es ein spannender Sommer werden. Ohnehin wird es Abgänge geben, die die Borussia maßgeblich verändern werden. Einerseits könnte das eine Chance für die nachrückenden Talente sein, andererseits könnte eine neue Saison anstehen, über die man aktuell überhaupt keine Prognose aufstellen kann.