Cuisance: Es ist nur der Anfang

Mickael Cuisance war die Überraschung in den ersten Wochen der Vorbereitung auf die neue Bundesligasaison. In den Testspielen blitze immer wieder sein Potenzial auf. Auf dem Trainingsplatz hinterließ er nie den Eindruck, dass er gerade mal 17 Jahre alt ist. Inzwischen ist er volljährig und hat doch erst überraschend spät sein Bundesligadebüt gegeben, und zu überzeugen gewusst.

Nach den ersten Trainingseinheiten war Trainer Dieter Hecking hoch begeistert vom talentierten Franzosen. Christoph Kramer war darüber überrascht wie weit der 17-jährige schon ist. Beim ersten Testspiel in Wuppertal durfte Cuisance in der zweiten Halbzeit ran. Der französische U19-Nationalspieler überzeugte mit einem souveränen Passspiel, einigen Diagonalbällen und der damit verbundenen Übersicht. Er hatte jedoch deutlich Probleme in den Zweikämpfen zu bestehen, zeigte jedoch einen enormen Willen und eine außerordentliche Laufbereitschaft. In Eupen knüpfte er an diese Leistungen an, und erzielte mit einem sehenswerten Freistoß sein erstes Tor für die Borussia. Auch beim Telekom Cup präsentierte er seinen feinen linken Fuß. Die Zuschauer waren von ihm begeistert, noch bevor sie seinen Namen richtig aussprechen konnten.

Von Verletzungen profitiert

Mit Beginn des Trainingslagers am Tegernsee und der Rückkehr der Nationalspieler wurde es deutlich ruhiger um ihn. Die vielen intensiven Einheiten gingen nicht spurlos an der gesamten Mannschaft vorüber. In dieser Phase bastelte der Trainer an seiner Wunschaufstellung. Es kristallisierte sich heraus, dass er in der Hierarchie der defensiven Mittelfeldspieler den letzten Rang belegt. Mickael Cuisance musste sich weit hinten anstellen, noch hinter László Bénes. Mit dem abschließenden Testspiel in Leicester deutete nichts darauf hin, dass er früh in der Saison eine Chance bekommen würde. Auch der bittere Ausfall von Tobias Strobl änderte zunächst nichts an seiner Situation. Zunächst hieß es also: geduldig bleiben.

Beim Pokalspiel in Essen stand er gar nicht im Kader, in der Bundesliga saß er immerhin einige Male auf der Bank. Um ihm die notwendige Spielpraxis zu gewähren, kam er bei der zweiten Mannschaft zum Einsatz. Im Spitzenspiel bei Borussia Dortmund wurde er im defensiven Mittelfeld aufgestellt. Beim Testspiel gegen VVV Venlo war er erneut von der Partie, und erzielte den abschließenden Treffer beim 5:1-Sieg. Nicht nur aufgrund dessen rückte er einem Einsatz bei den Profis immer näher. Er profitierte erneut von einer Verletzung eines Teamkollegen, László Bénes brach sich den Mittelfuß. Cuisance rückte in der Hierarchie weiter nach oben, sein Bundesligadebüt sollte nicht mehr auf sich warten.

Unbekümmert beim ersten Bundesligaeinsatz

Im Heimspiel gegen den VfB Stuttgart feierte der Franzose schließlich sein Bundesligadebüt. Als zweitjüngster Borusse überhaupt wurde er nach der Halbzeitpause eingewechselt, weil Kramer aufgrund einer Gehirnerschütterung nicht mehr weiterspielen konnte. Er präsentierte sich in seinen ersten 45 Minuten in der Bundesliga unbekümmert, fast schon selbstbewusst. Der 18-jährige überzeugte mit einem präzisen Passspiel, und einer überraschend souveränen Zweikampfführung. Ersteres war seit den ersten Testspielen ersichtlich, an seinem Zweikampfverhalten hat er gearbeitet. Könnten das die ersten Ergebnisse der Arbeit von Otto Addo sein? Mit ihm in der Partie war plötzlich das Kombinationsspiel der vergangenen Saison zu bestaunen, als noch Mahmoud Dahoud im Dress der Fohlenelf auflief. Lars Stindl und Raffael fanden wieder einen Anspielpartner mit überragendem technischen Fähigkeiten.

Mickael Cuisance scheint sich bestens integriert zu haben. Er gehört zur von Ibrahima Traoré gegründeten „La Familia“, eine Gemeinschaft aus vielen Spielern im Kader, die abseits des Platzes zusammentreffen. Mit wenigen Worten wendete er sich über Twitter an die Fans:“Danke für alles, es ist nur der Anfang.“ Große Freude und Realismus liegen bei ihm nah beieinander. Er weiß, dass er noch an sich zu arbeiten hat. Der Trainer sollte jedenfalls gesehen haben, dass mit ihm auf dem Platz der Druck auf die Abwehr des VfB erhöht wurde. Der talentierte Franzose könnte eine sinnvolle Alternative für die Doppelsechs sein, insofern sich Mannschaften wie Eintracht Frankfurt und der VfB Stuttgart hinten reinstellen. Cuisance hat die Gunst der Stunde genutzt. Er hat zumindest einen zweiten Einsatz in Dortmund binnen weniger Wochen in Reichweite. Dieses mal gegen die Profis.

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