Nach dem Umbruch ist vor dem Umbruch

Die Weichen für die neue Saison sind – halbwegs – gestellt, aber eigentlich nicht so klar. In Mönchengladbach herrscht gefühlt Stillstand. Transfers? Kaum Bewegung. Strukturreformen? Fehlanzeige. Stattdessen dominieren altbekannte Probleme.

Wenige Tage nach dem Trainingsauftakt zur Vorbereitung auf die kommende Saison lässt sich feststellen, dass sich nicht viel bei Borussia geändert hat. In den vergangenen Jahren wurde zumindest das Funktionsteam umstrukturiert und das auch offiziell kommuniziert. Das ist bis zuletzt ausgeblieben. Derzeit ist lediglich bekannt, dass Nils Haupt die Nachfolge von Ralf Doyscher als Mannschaftsarzt angetreten ist. Diese Information wurde beiläufig in einem einzelnen Satz zum Leistungscheck auf der vereinseigenen Homepage erwähnt. Was hat sich darüber hinaus in den vergangenen sieben Wochen bei Borussia getan?

Kein heißer Transfersommer

Neben den bereits feststehenden Transfers von Kevin Diks (1. FC Kopenhagen) und Jens Castrop (1. FC Nürnberg) sind auch Oscar Fraulo und Grant-Leon Ranos von ihren Leihen zurückgekehrt. Jan Olschowsky wurde an Alemannia Aachen ausgeliehen, Tobias Sippel hat seinen Vertrag verlängert und wird künftig als Jugend-Torwarttrainer arbeiten. Stefan Lainer ist zu RB Salzburg gewechselt. Das bisherige Sommer-Highlight: Der frisch gebackene deutsche U17-Meister und viel umworbene Wael Moyha konnte sich mit Borussia auf eine Vertragsverlängerung einigen. Das sind im Wesentlichen die bekannten größeren personellen Veränderungen, weil der Verein erst mit Transfereinnahmen aktiv werden möchte oder kann. Ko Itakura könnte der sogenannte „Dominostein“ werden. Derzeit fehlen allerdings Angebote anderer Vereine.

Vertrau mir, Bruder

Und sonst so? Es bleibt nach wie vor unklar, welche zentralen Erkenntnisse die abschließende Saisonanalyse ergeben hat. Auch die Gründe für den schwachen Endspurt, bei dem nur zwei Punkte aus sieben Spielen gesammelt werden konnten, bleiben unbekannt. Für Gerardo Seoane steht zumindest fest, dass er es gemeinsam mit dem Trainerteam besser machen möchte. Es wurden neue Maßnahmen angekündigt. „Wir werden von Anfang an die Botschaft senden, dass wir eine gute Leistungskultur haben wollen“, so der Trainer. Im Mediengespräch betonte die Vereinsführung, dass vor allem die eigene Jugend gefördert und gefordert werden soll. Eine Zielsetzung die kaum zu kritisieren ist. Es ist dennoch nicht von der Hand zu weisen, dass Talente aufgrund des eingeschränkten Transferbudgets die günstigere Alternative sind. Wie dem auch sei, die eigene Nachwuchsarbeit scheint absolut auf dem richtigen Weg zu sein – auch dank Trainer-Talenten wie Eugen Polanski und Oliver Kirch.

Denn Borussia ist erneut gezwungen zu reagieren, obwohl es durchaus Gründe gibt, aktiver auf dem Transfermarkt zu werden. Tim Kleindienst fällt bis mindestens November aus, sodass dringend Handlungsbedarf besteht. Ein bestimmter Stürmer soll favorisiert werden. Für seine Verpflichtung werden jedoch Einnahmen aus Transfers benötigt. Dennoch wird in alle Richtungen gedacht, auch in die Richtung einer internen Lösung. Roland Virkus betonte kürzlich, dass Tomas Cvancara bei Borussia bleiben wird. Im Mai schien es nach seiner Äußerung auf Instagram allerdings so, als sei ein Vereinswechsel unumgänglich. Auch bei Florian Neuhaus spielten die sozialen Medien eine Rolle. In dieser Sache haben alle involvierten Parteien verloren. Fraglich bleibt, wie Borussia ihn und andere Spieler von der Gehaltsliste bekommen möchte, die keine entsprechend sportliche Leistung bringen. Hinzu kommen einige kostspielige Transfers, die nicht eingeschlagen sind.

1, 2, 3, 4 Millionen

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Borussia einen zum Teilen überteuerten Kader hat, der sportlich in der Lage sein sollte, im tabellarischen Mittelfeld der Liga zu landen. Florian Neuhaus ein derart hohes Gehalt anzubieten, ähnlich wie Christoph Kramer, passt nicht zur Außendarstellung von Borussia, die sich seit Jahren in einer Konsolidierung sehen. Dazu fehlen Transfereinnahmen, da sich bei bestimmten Spielern keine positive Entwicklung zeigt. Das führt dazu, dass Borussia zögerlich handeln muss – oder zumindest kein Risiko eingehen möchte. Das sind die Konsequenzen der Handlungen der vergangenen Jahre. Im Grunde bräuchte es jemanden, der endlich den seit Jahren angekündigten Umbruch vollzieht – und das sowohl in der Mannschaft als auch in der Führungsebene. Erst dann kann es echte Veränderungen geben.

2 Kommentare Nach dem Umbruch ist vor dem Umbruch

  1. André

    Wenn man den Aussagen der Verantwortlichen glauben mag, setzt man ja schon sehr lange auf den Nachwuchs – da wird dann gerne von „Fohlen-DNA“ oder dem „Borussia-Weg“ schwadroniert. Aber Worte scheinen unserem Verein wichtiger zu sein als Taten, denn in der Praxis sieht das alles anders aus, gerade unter dem aktuellen Trainer. Nur wenn ihn die äußeren Zustände dazu gezwungen haben, hat Seoane auf jüngere Spieler gesetzt: Nicolas, Pereira Cardoso, Reitz, Ullrich, Chiarodia,…sind eigentlich nur durch Verletzungen bzw. mangels Alternativen in den Kader gekommen – und haben überzeugt. Vielfach waren sie aber ungeachtet ihrer Leistung auch direkt wieder auf der Bank, wenn der eigentliche Spieler wieder gesund war (bestes Beispiel ist die Torhüter-Position). Talente wie Noah Pesch oder Shio Fukuda konnten kaum Spielzeit sammeln, auch wenn die Personaldecke gerade vorne sehr dünn gewesen ist.
    Ich sehe nicht wie sich das in der derzeitigen Konstellation ändern soll.

    Antworten
  2. PeterBach

    Der Trainer spielt jede Saison um seinen eigenen Vertrag. Er muss selbst seinen Allerwertesten retten, wie soll da ein Talent gefördert werden. Zu aller erst müsste die sportliche Führung überdacht werden. Aber sind wir ehrlich, so eine Zeit wie unter Max Eberl wird wahrscheinlich nicht mehr kommen.

    Antworten

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert